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Welche We­ge an die Börse führen

LIQID Smart Letter

Juli 2024

Das Wichtigste in Kürze:

  • Für Unternehmen gibt es verschiedene Wege, um an die Börse zu gehen – von klassischen IPOs bis hin zu SPACs.
  • Jede Methode hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, etwa hinsichtlich Transparenz, Kosten und Geschwindigkeit des Prozesses.
  • Die Dynamik von Börsengängen hat in diesem Jahr wieder zugenommen nach zwei eher schleppenden Jahren.

Ein Börsengang, auch Initial Public Offering (IPO) genannt, ist ein bedeutender Schritt für Unternehmen, um Kapital zu beschaffen und Wachstum zu fördern. Doch der Weg an die Börse ist vielseitig und bietet verschiedene Möglichkeiten, die jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile haben. Wir werfen einen Blick auf die unterschiedlichen Wege, wie Unternehmen den Sprung an die Börse schaffen können: den klassischen IPO, Private Equity, Venture Capital, Special Purpose Acquisition Companies (SPACs) und andere Alternativen. Bekannte Beispiele illustrieren die verschiedenen Ansätze und deren Auswirkungen.

Der klassische IPO

Der IPO ist der traditionelle Weg für ein Unternehmen, erstmals Aktien an der Börse zu platzieren. Dieser Prozess ist in der Regel langwierig und teuer, da umfangreiche Vorbereitungen, rechtliche Prüfungen und regulatorische Anforderungen erfüllt werden müssen. Ein jüngstes Beispiel für einen klassischen IPO ist der von Reddit im März. Das amerikanische Nachrichtenforum und -netzwerk sammelte dabei 750 Millionen US-Dollar ein und erreichte eine Marktbewertung von ungefähr 8,5 Milliarden US-Dollar.

Vorteile:

  • Transparenz: Strenge Offenlegungspflichten fördern das Vertrauen der Anleger.
  • Kapitalbeschaffung: Möglichkeit, große Summen an Kapital zu generieren.
  • Öffentliche Wahrnehmung: Erhöhte Sichtbarkeit und Bekanntheit des Unternehmens.

Nachteile:

  • Kosten: Hohe Ausgaben für Rechtsberatung, Marketing und Gebühren.
  • Zeitaufwand: Der Prozess kann Jahre dauern.
  • Regulatorischer Druck: Kontinuierliche Einhaltung von Vorschriften und Berichterstattung.

Quelle: Bloomberg.

Börsengang über Private-Equity-Firmen

Private Equity (PE) bezieht sich auf Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen durch private Investmentfonds. Diese Fonds kaufen oft Mehrheitsanteile und streben eine Wertsteigerung durch operative Verbesserungen an, bevor das Unternehmen an die Börse gebracht wird. Ein prominentes Beispiel ist Birkenstock, das 2021 von dem PE-Manager L Catterton übernommen und 2023 an die Börse gebracht wurde.

Vorteile:

  • Strategische Unterstützung: PE-Firmen bieten Managementexpertise und Ressourcen.
  • Flexibilität: Weniger regulatorischer Druck im Vergleich zum klassischen IPO.
  • Langfristiger Fokus: PE-Investoren haben oft einen langfristigen Horizont.

Nachteile:

  • Kontrollverlust: Unternehmensgründer müssen oft Anteile und Kontrolle abgeben.
  • Exit-Druck: PE-Firmen suchen in der Regel nach einem profitablen Ausstieg.

Wachstum und Börseneinführung über Venture Capital

Venture Capital (VC) ist eine Form der Finanzierung, die sich auf Start-ups und junge Unternehmen konzentriert. VC-Firmen investieren Kapital gegen Unternehmensanteile und unterstützen das Wachstum und die Entwicklung der Unternehmen. Ein bekanntes Beispiel ist Google (jetzt Alphabet), das durch VC-Finanzierung von Sequoia Capital und Kleiner Perkins unterstützt wurde und 2004 an die Börse ging.

Vorteile:

  • Risikokapital: Zugang zu Kapital in frühen und risikoreichen Phasen.
  • Netzwerk: VC-Firmen bieten wertvolle Kontakte und Beratung.
  • Wachstum: Unterstützung bei schnellem Wachstum und Expansion.

Nachteile:

  • Verwässerung: Gründer müssen oft erhebliche Anteile abgeben.
  • Hohe Erwartungen: Druck, schnell hohe Renditen zu erzielen.

Der schnelle Gang an die Börse mit Special Purpose Acquisition Companies (SPACs)

SPACs sind Zweckgesellschaften, die gegründet werden, um ein privates Unternehmen zu erwerben und es dadurch an die Börse zu bringen. Ein prominentes Beispiel ist der Börsengang von Virgin Galactic durch eine SPAC von Social Capital Hedosophia im Jahr 2019.

Vorteile:

  • Geschwindigkeit: Schnellerer Weg an die Börse im Vergleich zum klassischen IPO.
  • Sicherheit: Bereits bestehende Liquidität durch die SPAC.
  • Flexibilität: Unternehmen können mit weniger regulatorischen Hürden an die Börse gehen.

Nachteile:

  • Marktrisiko: Volatilität und Unsicherheit über den SPAC-Deal.
  • Kosten: Hohe Gebühren und Verwässerung durch Sponsoranteile.
  • Reputation: SPACs haben manchmal einen Ruf für geringere Qualität der Zielunternehmen.
Quelle: Flickr. Virgin Galactic SpaceShipTwo.

Die Alternativen: Direct Listing und Reverse Mergers

Neben den oben genannten Methoden gibt es auch andere Wege, wie Unternehmen an die Börse gehen können, wie z. B. Direct Listings und Reverse Mergers. Ein Direct Listing, wie es Spotify 2018 wählte, ermöglicht es Unternehmen, ohne die Ausgabe neuer Aktien an die Börse zu gehen. Reverse Mergers beinhalten die Fusion mit einer bereits börsennotierten Shell-Gesellschaft.

Vorteile:

  • Direkte Kapitalaufnahme: Unternehmen können ohne die Ausgabe neuer Aktien an die Börse gehen.
  • Kosteneffizienz: Geringere Kosten im Vergleich zum klassischen IPO.

Nachteile:

  • Geringere Kapitalbeschaffung: Keine zusätzlichen Mittel durch neue Aktien.
  • Marktunsicherheit: Schwierigere Preisfindung ohne traditionelle Underwriter.

Fazit

Der Weg an die Börse ist eine bedeutende Entscheidung für jedes Unternehmen, die sorgfältig abgewogen werden muss. Der klassische IPO bietet Transparenz und die Möglichkeit, große Mengen an Kapital zu sammeln, während Private Equity und Venture Capital strategische Unterstützung und Flexibilität bieten. SPACs ermöglichen einen schnelleren Börsengang, während Direct Listings und Reverse Mergers kosteneffiziente Alternativen darstellen. Bekannte Beispiele wie Reddit, Birkenstock, Google, Virgin Galactic und Spotify zeigen, dass es keinen einheitlichen Weg gibt, sondern dass jedes Unternehmen den für sich besten Ansatz wählen muss, um erfolgreich an die Börse zu gehen.