Glossar
31 October 2025
6 Min
Svea Sturm
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Inflation

Das Wichtigste in Kürze

  • Inflation beschreibt den Anstieg des allgemeinen Preisniveaus, was zu einem Verlust der Kaufkraft des Geldes führt. Für den gleichen Geldbetrag können Sie sich im Zeitverlauf weniger leisten.
  • Die Inflationsrate wird in Deutschland über den Verbraucherpreisindex (VPI) gemessen, der die Preisentwicklung eines repräsentativen Warenkorbs abbildet. 
  • Für Sparer bedeutet Inflation einen realen Wertverlust ihres Vermögens. Um sich zu schützen, sind Investitionen in Anlagen wie Aktien oder Private Markets eine gängige Strategie.

Der Begriff Inflation ist in den Wirtschaftsnachrichten und im Alltag allgegenwärtig. Er beschreibt ein Phänomen, das jeden betrifft – vom wöchentlichen Einkauf bis zur langfristigen Finanzplanung. Doch was genau verbirgt sich dahinter, wie entsteht Inflation und welche konkreten Auswirkungen hat sie auf Ersparnisse und Anlagen?

Ein fundiertes Verständnis von Inflation ist die Grundlage für strategische Finanzentscheidungen. Dieser Artikel erklärt die zentralen Mechanismen, von der Messung über die Ursachen bis hin zu den Instrumenten, mit denen Zentralbanken gegensteuern. Zudem beleuchtet er, welche Strategien Anleger verfolgen können, um den Wert ihres Vermögens langfristig zu sichern.

Definition

Inflation bezeichnet den anhaltenden Anstieg des allgemeinen Preisniveaus für Waren und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft über einen bestimmten Zeitraum. In der Folge sinkt die Kaufkraft des Geldes. Das bedeutet, dass eine Geldeinheit, beispielsweise ein Euro, real an Wert verliert und man sich für den gleichen Betrag weniger kaufen kann als zuvor.

Kaufkraft: Wie Inflation den Wert Ihres Geldes beeinflusst

Der Kaufkraftverlust ist die spürbarste Konsequenz der Inflation. Ein einfaches Beispiel verdeutlicht dies: Angenommen, Sie können heute für 100 Euro einen vollen Einkaufswagen mit Lebensmitteln kaufen. Bei einer jährlichen Inflationsrate von 3 Prozent kostet exakt derselbe Einkauf im nächsten Jahr 103 Euro. Ihre 100 Euro reichen also nicht mehr aus, um die gleichen Waren zu erwerben. Ihr Geld ist real weniger wert geworden. Dieser Effekt trifft insbesondere Sparer, deren Geld auf unverzinsten oder niedrig verzinsten Konten liegt, da die Zinserträge die Geldentwertung nicht ausgleichen können.

Geld zu investieren ist unerlässlich, um Ihr Kapital vor Kaufkraftverlust durch Inflation zu schützen und langfristig Vermögen aufzubauen. Mehr dazu im Artikel: Geld investieren

Wie wird die Inflation gemessen? Der Warenkorb und die Inflationsrate

Um die Inflation messbar zu machen, verwenden Statistiker das Konzept des „repräsentativen Warenkorbs“. Dieser fiktive Korb enthält eine Vielzahl von Waren und Dienstleistungen, die den durchschnittlichen Konsum eines Haushalts widerspiegeln. Dazu gehören Ausgaben für Lebensmittel, Wohnen, Energie, Verkehr, Freizeit und vieles mehr.

Der Verbraucherpreisindex (VPI) in Deutschland

In Deutschland ermittelt das Statistische Bundesamt monatlich die Preise für die rund 700 Güterarten im Warenkorb. Die Preisentwicklung dieses Korbs wird im Verbraucherpreisindex (VPI) abgebildet. Die prozentuale Veränderung des VPI im Vergleich zum Vorjahresmonat ergibt die offizielle Inflationsrate. Steigt der Index beispielsweise von 100 auf 102 Punkte, beträgt die Inflation 2 Prozent

Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) in der Eurozone

Für einen vergleichbaren Wert innerhalb der Europäischen Währungsunion wird der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) berechnet. Er folgt einer einheitlichen Methodik und dient der Europäischen Zentralbank (EZB) als wichtigster Indikator für die Beurteilung der Preisstabilität im Euroraum.

Die wichtigsten Ursachen der Inflation

Inflation entsteht nicht aus dem Nichts. In der Regel ist sie das Ergebnis eines Zusammenspiels verschiedener wirtschaftlicher Faktoren. Die Volkswirtschaftslehre unterscheidet hauptsächlich drei Arten von Inflation.

Nachfrageinflation (Demand-Pull)

Diese Form entsteht, wenn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen das Produktionspotenzial übersteigt. Wenn Konsumenten, Unternehmen und der Staat mehr kaufen wollen, als hergestellt werden kann, führt die hohe Nachfrage bei knappem Angebot zu steigenden Preisen. Dies kann beispielsweise in Phasen eines starken Wirtschaftsaufschwungs oder durch expansive staatliche Ausgabenprogramme ausgelöst werden.

Angebotsinflation (Cost-Push)

Die Angebots- oder Kosteninflation wird durch gestiegene Produktionskosten für Unternehmen verursacht. Wenn beispielsweise die Preise für Rohstoffe (wie Öl und Gas), Vorprodukte oder die Löhne steigen, geben die Unternehmen diese höheren Kosten über die Verkaufspreise an die Verbraucher weiter, um ihre Gewinnmargen zu sichern. Ein typisches Beispiel sind Energiepreisschocks, die sich auf breiter Front in den Preisen niederschlagen.

Geldmengeninflation und die Rolle der Zentralbanken

Eine weitere Ursache kann eine übermäßige Ausweitung der Geldmenge durch die Zentralbank sein. Wenn die Menge des im Umlauf befindlichen Geldes schneller wächst als die produzierte Gütermenge, sinkt der Wert der einzelnen Geldeinheit. Diese Form der Inflation wird oft mit der Quantitätstheorie des Geldes in Verbindung gebracht.

Welche Folgen hat Inflation für Sparer und Anleger?

Inflation hat weitreichende Konsequenzen für private Haushalte, Unternehmen und die gesamte Volkswirtschaft. Besonders betroffen sind Sparer und Anleger, deren Vermögensstrategien direkt vom Ausmaß der Geldentwertung beeinflusst werden.

Der schleichende Wertverlust von Erspartem

Für Sparer ist Inflation gleichbedeutend mit einem realen Vermögensverlust. Geld, das auf Giro- oder Tagesgeldkonten liegt, verliert kontinuierlich an Kaufkraft. Liegt der Zinssatz unter der Inflationsrate, ist der Realzins negativ. Das Vermögen wächst zwar nominal, aber sein realer Wert schrumpft. Dieser Effekt ist besonders bei langfristigen Sparzielen wie der Altersvorsorge problematisch

Auswirkungen auf verschiedene Anlageklassen

Für Anleger ist die Wirkung der Inflation je nach Anlageklasse unterschiedlich:

  • Anleihen: Festverzinsliche Wertpapiere leiden unter unerwartet steigender Inflation, da ihre fixen Zinszahlungen real an Wert verlieren. Inflationsgeschützte Anleihen stellen eine Ausnahme dar.
  • Aktien: Unternehmen können gestiegene Kosten oft durch höhere Preise weitergeben und so ihre Gewinne stabilisieren. Aktien gelten daher mittelfristig als guter Inflationsschutz, da die Unternehmenswerte nominal mitwachsen.
  • Immobilien: Als klassischer Sachwert bieten Immobilien einen guten Schutz. Mieteinnahmen können in der Regel an die Inflation angepasst werden, und auch der Wert der Immobilie selbst steigt tendenziell mit dem allgemeinen Preisniveau.
  • Rohstoffe/Edelmetalle: Edelmetalle wie Gold gelten traditionell als „sicherer Hafen“ in Inflationszeiten. Industrielle Rohstoffe profitieren ebenfalls von steigenden Preisen, sind aber stärker von der konjunkturellen Entwicklung abhängig.
  • Private Markets: Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen (Private Equity) oder privaten Kreditvergaben (Private Debt) bieten teils einen gewissen Inflationsschutz, etwa durch variable Verzinsung bei Private Debt oder Preissetzungsmacht bei Private Equity. Allerdings hängt die Resilienz stark von der Qualität des Portfolios und der Steuerung durch den Vermögensverwalter ab.

Inflation, Deflation, Stagflation: Die Unterschiede im Überblick

Neben der Inflation gibt es weitere volkswirtschaftliche Phänomene, die das Preisniveau betreffen und klar voneinander abgegrenzt werden müssen.

Deflation: Das Gegenteil der Inflation

Deflation ist der Gegenpol zur Inflation und bezeichnet einen anhaltenden Rückgang des allgemeinen Preisniveaus. Die Kaufkraft des Geldes steigt also. Obwohl dies zunächst positiv klingt, gilt Deflation als äußerst gefährlich für eine Wirtschaft. Verbraucher und Unternehmen verschieben Investitionen in Erwartung weiter fallender Preise, was zu einem Einbruch der Nachfrage, sinkender Produktion und steigender Arbeitslosigkeit führen kann.

Stagflation: Wenn Inflation auf Stagnation trifft

Stagflation beschreibt eine besonders problematische Situation, in der eine hohe Inflationsrate mit wirtschaftlicher Stagnation (also kein oder nur geringes Wachstum) und hoher Arbeitslosigkeit einhergeht. Dieses Szenario ist für die Wirtschaftspolitik schwer zu bekämpfen, da Maßnahmen zur Inflationsdämpfung (z. B. Zinserhöhungen) die wirtschaftliche Schwäche zusätzlich verstärken können.

Hyperinflation: Der Extremfall

Hyperinflation ist eine extreme und unkontrollierbare Form der Inflation mit monatlichen Raten von über 50 Prozent. Das Geld verliert in kürzester Zeit fast seinen gesamten Wert, was das Vertrauen in die Währung zerstört und das Wirtschaftssystem lähmt. Ein bekanntes historisches Beispiel ist die Hyperinflation in der Weimarer Republik in den frühen 1920er Jahren.

Wie steuern Zentralbanken die Inflation?

Die Gewährleistung von Preisstabilität ist die Kernaufgabe von Zentralbanken wie der EZB oder der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Sie nutzen verschiedene Instrumente der Geldpolitik, um die Inflation zu steuern.

Das Inflationsziel von 2 Prozent

Die meisten großen Zentralbanken streben eine moderate Inflationsrate von etwa 2 Prozent pro Jahr an. Dieser Wert wird als ideal angesehen, da er einen ausreichenden Sicherheitsabstand zur gefürchteten Deflation bietet und gleichzeitig die Preise stabil genug hält, um die Wirtschaft nicht zu belasten. Eine leicht positive Inflation kann zudem Investitionen und Konsum anregen.

Instrumente der Geldpolitik: Leitzinsen und Anleihenkäufe

Das wichtigste Instrument zur Inflationssteuerung ist der Leitzins. Um eine hohe Inflation zu bekämpfen, erhöht die Zentralbank den Leitzins. Dadurch werden Kredite für Banken, Unternehmen und Verbraucher teurer, was die Nachfrage dämpft und den Preisanstieg bremst. Bei zu niedriger Inflation oder Deflationsgefahr senkt sie den Leitzins, um die Wirtschaft anzukurbeln. Zusätzlich können Zentralbanken durch den Kauf oder Verkauf von Staats- und Unternehmensanleihen die Geldmenge im Markt direkt beeinflussen.

Wie können Anleger ihr Vermögen vor Inflation schützen?

Angesichts des stetigen Kaufkraftverlusts ist es für Anleger entscheidend, Strategien zu entwickeln, um den realen Wert ihres Vermögens zu erhalten und zu mehren. Passivität ist hierbei die schlechteste Option.

Sachwerte als Inflationsschutz

Die effektivste Strategie ist die Investition in Sachwerte. Im Gegensatz zu Geldwerten (wie Bargeld oder Anleihen), deren Wert durch Inflation gemindert wird, besitzen Sachwerte einen inneren, materiellen Wert. 

Die Rolle der Diversifikation

Keine Anlageklasse bietet einen garantierten Schutz in jeder Marktphase. Eine breite Streuung (Diversifikation) über verschiedene Anlageklassen, Regionen und Branchen hinweg ist daher der Schlüssel, um das Portfolio robust gegenüber Inflationsrisiken aufzustellen. Ein gut diversifiziertes Portfolio hilft, die Risiken zu minimieren und die Chancen auf einen realen Vermögenserhalt langfristig zu maximieren.

Zusammenfassung

Inflation ist mehr als nur eine statistische Kennzahl; sie ist eine fundamentale wirtschaftliche Kraft, die den realen Wert von Ersparnissen und Investitionen direkt beeinflusst. Ein Verständnis ihrer Ursachen, Messmethoden und Auswirkungen ist für jeden, der langfristig Vermögen aufbauen und erhalten möchte, unerlässlich. Während Zentralbanken versuchen, die Inflation auf einem moderaten Niveau zu halten, liegt es in der Verantwortung jedes Einzelnen, durch eine kluge Anlagestrategie, die auf Sachwerte und breite Diversifikation setzt, proaktiv für den Schutz der eigenen Kaufkraft zu sorgen.

Svea Sturm

Investment Analyst, Investment Product und Marketing, LIQID

Svea ist Investment Analystin in der Schnittstelle zwischen den Investment und Marketing Teams. Sie erstellt Marktanalysen über Kapitalmärkte und Private Markets für interne und externe Kommunikation. Dabei fokussiert sie sich vor allem auf die Erstellung von kundenfokussiertem Content.

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