Kapitalzusagen und -abrufe bei Venture-Capital-Dachfonds
Wer in Venture Capital oder generell in die Private Markets investieren möchte, der muss sich auf eine gewisse Umgewöhnung einstellen. Das wird gerade dann deutlich, wenn es um das Thema Kapitalflüsse geht. Von Aktieninvestments kennen Sie es womöglich so: Sie platzieren beim Broker Ihrer Wahl, Ihrem Vermögensverwalter oder Finanzberater einen Auftrag zum Kauf. Die entsprechende Summe wird eingezahlt und darauffolgend vollständig investiert.
Von der Kapitalzusage zum Kapitalabruf
Bei einem Venture-Capital-Dachfonds sieht das anders aus: Der anzulegende Betrag wird hier nicht auf einmal abgerufen. Stattdessen trifft der Anleger eine Kapitalzusage. Der Anleger sagt verbindlich eine feste Investmentsumme zu, die er dem Fondsmanager zur Verfügung stellen wird. Diese Summe, nicht mehr, kann der Fondsmanager dann im Laufe der Investitionsperiode abrufen. In der Regel geschehen diese Kapitalabrufe in mehreren Chargen.
Venture-Fonds nutzen das von den Anlegern zugesagte Kapital, um zu Beginn der Fondslaufzeit Portfoliounternehmen zu erwerben und laufende Kosten zu decken, die mit dem Betrieb des Fonds verbunden sind. Entsprechend fallen innerhalb der ersten fünf Jahre vergleichsweise viele Kapitalabrufe an.
Erste Ausschüttungen nach fünf Jahren
Nach dieser Zeit erfolgen die ersten Ausschüttungen. Statt diese aber an den Investor zurückzuzahlen, findet häufig ein sogenanntes Recycling statt, bei dem Ausschüttungen im Fonds einbehalten werden, um weitere Investitionen zu tätigen. Um den Effekt genauer zu beleuchten, haben wir die historische Investitionsaktivität von zehn Managern aus dem Portfolio von LIQID Private Equity PRO unter die Lupe genommen. Im Zeitraum von 1989 bis 2012 haben diese 50 Fonds jeweils 100 Prozent ihres Fondsvolumens investiert. Es wurden dabei aber nur 96 Prozent der Kapitalzusagen abgerufen. Die Differenz lässt sich durch das beschriebene Recycling erklären.
Bei Dachfonds wie LIQID Venture Pro ist dieser Effekt noch ausgeprägter, weil in mehrere Fonds und Sekundärmarktfonds investiert wird, die in verschiedenen Stadien des Investitionszyklus sind. Ausschüttungen in einem Fonds, der schon früher gezeichnet wurde, können somit genutzt werden, um Kapitalabrufe in anderen zu bedienen.
Aus diesem Grund verfolgen wir eine moderate Overcommitment-Strategie. Das bedeutet, dass wir unseren Zielfonds etwas mehr Kapital zusagen, da wir davon ausgehen, dass wir mit Rückflüssen aus bereits in einem späteren Stadium befindlichen Fonds neue Abrufe bedienen können.
Die folgende Darstellung zeigt die beispielhaften Kapitalflüsse einer Investition in Venture Capital im Zeitverlauf.

Über etwa vier Jahre wird das gezeichnete Kapital nach und nach abgerufen. Die genauen Zeitpunkte der Abrufe sind dabei im Vorhinein unklar. Aufgrund von frühen Ausschüttungen erreicht der Fonds seine höchste Kapitalbindung bereits in Jahr 4. Diese beträgt in der Prognose etwa 75 bis 85 Prozent der Zeichnungssumme. Die ersten Ausschüttungen der Zielfonds wurden dabei im Dachfonds für weitere Kapitalabrufe genutzt.
Da die Kapitalbindung eines Venture-Dachfonds also bereits im vierten Jahr anfangen kann zu sinken, kann es sich für Anleger also lohnen, mehrere konsekutive Fondsgenerationen zu zeichnen. Anleger erzielen durch die Zeichnung von mehreren konsekutiven Fondsgenerationen eine längere Kapitalbindung in der Anlageklasse und profitieren dadurch mehr von der hohen Renditeerwartung. Gleichzeitig können so durch Rückflüsse aus der zuerst gezeichneten Fondsgeneration Abrufe der nächsten bedient werden.