Wie steuert LIQID Ihr Vermögen?

So funktionieren Rebalancing und Risikomanagement bei LIQID.
31.5.2024
6 Minuten
Jakob Hafner

Ein professionelles Wealth Management erfordert die laufende Überwachung der individuellen Anlageaufteilung (Strategische Asset Allokation oder SAA) sowie regelmäßige Anpassungen des Portfolios. Nur so wird sichergestellt, dass die Vermögensaufteilung dauerhaft zum individuellen Profil der Anleger passt und sie innerhalb ihrer Risikotoleranz investiert bleiben. Ohne regelmäßige Anpassungen würde beispielsweise die Aktienquote in einem ausgewogenen Portfolio langfristig bei steigenden Aktienkursen immer weiter wachsen und das Portfoliorisiko über ein Maß hinaus erhöhen, das nicht mehr zum Risikoprofil des einzelnen Anlegers passt.

Aktive und passive Strategien bei LIQID

LIQID bietet sowohl „passive“ Anlagestrategien ohne taktische Anpassungen (LIQID Global, LIQID Global Future), als auch „aktive“ Anlagestrategien mit taktischen Anpassungen (LIQID Select) an. Aktiv bedeutet: Bei LIQID Select weichen unsere Experten bewusst und taktisch von der SAA ab, wenn sie Chancen oder Risiken am Markt sehen. Dabei spekulieren sie nicht, sondern entscheiden, basierend auf fundamentalen Markteinschätzungen und mit klar definierten Risikobudgets. Unterstützt werden sie dabei von den Kapitalmarktexperten der LGT. Die LGT ist eine international renommierten Privatbank, die über 200 Milliarden Euro an Kundengeldern verwaltet. Ausgangspunkt für die Anpassungen ist stets die SAA. Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist, dass bei LIQID Select auch ausgewählte aktive Fonds zum Einsatz kommen.

Die passiven Anlagestrategien LIQID Global und Global Future werden dagegen rein regelbasiert gesteuert. Dafür wird jedes Kundenportfolio täglich auf mehreren Ebenen von einem Algorithmus überprüft. Entwickelt wurde dieser vom LIQID-Investment-Team, das dazu umfangreiche historische Datensätze ausgewertet und diverse Szenarioanalysen durchgeführt hat. Das Ergebnis ist ein Ansatz, der die Rendite durch regelbasiertes antizyklisches Handeln optimiert und dabei die individuelle Risikotragfähigkeit der Kunden berücksichtigt sowie eine systematische Diversifikation gewährleistet.

Steuerung der passiven Strategien durch antizyklisches Rebalancing

Eine Anpassung der passiven Strategien erfolgt immer dann, wenn durch relative Wertveränderungen eine signifikante Abweichung zwischen Ziel-Allokation und Ist-Allokation zustande kommt. Das passiert beispielsweise in Phasen stark steigender oder abnehmender Märkte. Dafür wird jedes Kunden-Portfolio täglich auf drei Ebenen, das heißt in einzelnen Anlageklassen und Unteranlageklassen, von unserem Algorithmus überprüft und mit der SAA verglichen. Die SAA wird zusätzlich einmal pro Jahr von unserem Investment-Team optimiert. Damit profitieren auch Kunden der passiven Strategien von der Kapitalmarktexpertise unserer Partnerin, der LGT, mit der wir eine Vielzahl von statistischen Analysen, Simulationen und Stressszenarien durchführen. Insbesondere betrachten diese die Korrelationen zwischen Unteranlageklassen sowie Ertrags- und Risikoprojektionen.

Die Umschichtung eines Portfolios wird auch als Rebalancing bezeichnet, da hierbei die Ziel-Allokation wiederhergestellt wird. Konkret werden beim Rebalancing anteilig ETFs verkauft, die im Wert gestiegen sind, während andere ETFs, die weniger stark gestiegen oder sogar gefallen sind, anteilig zugekauft werden.

Quelle: LIQID.

Wie häufig ein Portfolio rebalanciert wird, hängt von der Marktentwicklung ab. Bei volatilen Marktphasen sowie in Anlageklassen, die stärkeren Schwankungen unterliegen, wird vergleichsweise häufiger ein Rebalancing ausgelöst.

So prüft der Algorithmus

Zunächst wird auf der ersten Ebene überprüft, ob das Portfolio zur Risikoklasse des Anlegers passt. Die LIQID-Risikoklassen entsprechen dem langfristigen Anteil an Aktien im Portfolio. Die Risikoklasse 50 hat also eine „strategische Aktienquote” von 50 Prozent. Im zweiten Schritt wird die Portfolioaufteilung auf Ebene der Anlageklassen überprüft. Zu diesen gehören Aktien aus Industrie- und Schwellenländern, Anleihen verschiedener Emittenten und Kreditqualität sowie Gold, Rohstoffe und Liquidität. Im dritten Schritt werden Abweichungen innerhalb der Aktienallokation überprüft, die nach Regionen aufgeteilt sind.

Somit profitieren Anleger auch dann von den Vorteilen eines antizyklischen Rebalancings, wenn es nur innerhalb einer einzelnen Anlageklasse wie beispielsweise Aktien aus Japan zu starken Kurszuwächsen gekommen ist. Unsere Portfolios sind dadurch stets systematisch und breit diversifiziert und das nicht nur über Anlageklassen, sondern auch über alle relevanten Regionen hinweg.

Quelle: LIQID.

Die Schwellenwerte werden von uns regelmäßig überprüft, nach Änderungen in der SAA erneut optimiert und gegebenenfalls angepasst. Zu weit gefasste Schwellenwerte führen zu ungewollten Risiken im Portfolio, während zu eng gefasste Schwellenwerte zu häufigen Umschichtungen führen, die mit indirekten Handelskosten verbunden sind und sich negativ auf die Rendite auswirken können. Auf den drei Ebenen sind die Schwellenwerte wie folgt definiert:

  • Ebene I: Die erste Ebene unterscheidet zwischen stark und weniger stark schwankenden Anlagen. Unter der ersten Kategorie werden Aktien zusammengefasst, während Anleihen, Rohstoffe und Gold unter die zweite Kategorie fallen. Die Differenz zwischen der Gewichtung von stark und weniger stark schwankenden Anlagen ist über die LIQID-Risikoklassen hinweg konstant. Es existieren 10 Risikoklassen, deren Aktienquote sich in 10-Prozent-Schritten voneinander unterscheidet. Die Bandbreite ist so gesetzt, dass Kunden stets innerhalb ihrer Risikokategorie investiert bleiben. So wird ein Portfolio der Risikoklasse 50 beispielsweise rebalanciert, sobald die Aktienquote über 55 Prozent steigt, bzw. unter 45 Prozent fällt. 
  • Ebene II: Auf der zweiten Ebene überprüfen wir die einzelnen Anlageklassen. Für jede Risiko- und Anlageklasse werden konkrete Schwellenwerte definiert. Grob gesagt, wird ein Rebalancing auf dieser Ebene dann angestoßen, wenn die Positionsgröße der nächsthöheren oder -niedrigeren Risikoklasse ähnlicher wird, als der eigenen.  
  • Ebene III: Die dritte Ebene überprüft die regionale Aufteilung innerhalb der Aktienallokation. Die Bandbreiten auf der dritten Ebene folgen keiner übergreifenden Logik, wie auf Ebene I und II. Die Bandbreiten für jede Position sind das Resultat einer Optimierung, bei der dem unterschiedlichen Schwankungsverhalten der verschiedenen Aktienmärkte Rechnung getragen wird.
Quelle: LIQID. Die Darstellung zeigt exemplarisch die unterschiedliche Entwicklung der Aktienquote eines Portfolios bei regelmäßigem Rebalancing und ohne Rebalancing. Ausgangspunkt ist ein ausgewogenes Portfolio, dessen Zielallokation zu 60 % aus Aktien (MSCI ACWI Index) und zu 40 % aus Anleihen (Bloomberg Global Aggregate Bond Index EUR-hedged) besteht. Das Portfolio mit Rebalancierung wird jeweils zum Quartalsende auf seine ursprüngliche Gewichtung zurückgesetzt. Zeitraum: 28.02.2003 - 30.04.2024. Hinweis: Historische Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.

Steuerung der aktiven Strategien durch taktische Asset Allokation

Auch das aktiv gesteuerte LIQID-Select-Portfolio wird laufend überwacht. Während es grundsätzlich ebenfalls auf der individuellen Strategischen Asset Allokation basiert, weichen wir taktisch von dieser ab, wenn wir Chancen und Risiken am Kapitalmarkt sehen. 

Doch in welchem Ausmaß werden Anpassungen vorgenommen? Grundsätzlich gilt: Taktische Entscheidungen basieren auf einem klar definierten Risikobudget. Führen Entscheidungen zu einem Mehrertrag, erhöhen sie das Risikobudget. Andernfalls reduzieren sie dieses. So kann es beispielsweise sein, dass wir in Erwartung von steigenden Zinsen die Duration der Anleihenallokation senken, die regionale Allokation von Aktien anpassen oder bestimmte Sektoren übergewichten. Bei fallenden Aktien- und Anleihekursen kann es sein, dass wir die Allokation in Geldmarkt, Hedgefonds oder Edelmetallen erhöhen.

Spielraum für aktive Risikovermeidung

Das Risikobudget bietet dem Portfoliomanagement einen gewissen Spielraum, um taktisch Chancen zu nutzen und Risiken zu reduzieren. Dabei berücksichtigen wir dennoch weiterhin das individuelle Risikoprofil unserer Anleger. Unser Risikomodell überwacht alle Einzelpositionen eines Portfolios und jede taktische Übergewichtung muss aus einem Budget „finanziert” werden, für das eine andere Position reduziert wird. In den Entscheidungsprozess fließen dabei zahlreiche Modelle und Faktoren mit unterschiedlichem Zeithorizont ein:

Quelle: LIQID, LGT.

Durch die taktische Asset Allokation (TAA) reagieren wir auf Veränderungen bei Faktoren wie Zinsen, Inflation, Risikoprämien, Unternehmensgewinnen, Konjunktur, Kapitalmarktrisiken und der Korrelation von Anlagen. Das Ziel der TAA ist stets, kurz- und mittelfristige Chancen zu nutzen. Gestützt werden diese Entscheidungen durch das Investment-Research der LGT, deren Anlageexperten an über 30 Standorten weltweit aktiv sind. 

Taktische Positionierungen sind außerdem nicht mit Spekulation zu verwechseln. Denn sie basieren auf Daten und teilweise über Jahrzehnte erprobten Modellen. Auch geht es bei der TAA also nicht darum, den Markt zu „timen”, da eine Vorhersage der Marktentwicklung über wenige Tage bis Wochen unter professionellen Anlegern eher als Glücksspiel gilt. Daher beziehen sich taktische Positionierungen bei LIQID meist auf einen Prognosehorizont von 6 bis 12 Monaten. 

Quelle: LIQID, LGT.

Ein Beispiel für einen Indikator ist die wöchentlich aktualisierte Capital Market Scorecard, die eine quantitativ und qualitativ begründete Einschätzung der Marktsituation bietet. Unterstützt wird diese von rund 80 marktsensitiven Indikatoren, die eine breite und diversifizierte Palette an relevanten Marktdaten reflektieren. Die Indikatoren basieren zum Beispiel auf impliziten Volatilitäten aller Anlageklassen, Zinssätzen aus dem Interbankengeschäft und Fremdwährungs-Wechselkursen. Daneben nutzen wir ein Frühwarnsystem zur Beurteilung der Marktkonditionen, das Signale wie spekulative Positionierungen, Risikoprämien und Finanzstress-Indikatoren überwacht. 

Bei der tatsächlichen Allokationsentscheidung werden dann je nach Anlageklasse unterschiedliche Faktoren berücksichtigt. Während es bei der Aktienallokation eher um fundamentale Faktoren wie Unternehmensgewinne oder makroökonomische Indikatoren geht, werden bei der Anleihenallokation die Zinsrisiken aktiv gesteuert und Kreditrisikoprämien von Unternehmensanleihen analysiert. Alternative Anlagen wie Hedgefonds und Rohstoffe bieten zusätzlich ein diversifizierendes Element und werden taktisch mit untereinander korrelierten Anlageklassen kombiniert.

Jakob Hafner

Investment Product Lead, Asset Management, LIQID

Jakob ist Investment Product Lead im Asset-Management-Team von LIQID. Er koordiniert den Investmentprozess der Anlagestrategien im LIQID Wealth Management und hält unsere Kunden über Entwicklungen an den Märkten informiert.

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