Wie verhält sich Private Equity in Krisenzeiten?

In diesem Artikel erfahren Sie mehr darüber, wie sich die Anlageklasse in schwierigen Marktphasen verhält, was sie dabei vom Kapitalmarkt unterscheidet und wieso der Effekt nicht unterschätzt werden sollte.
1.9.2023
4 Minuten
Sebastian Knüchel

Private Equity gilt auch in Bezug auf kurz- und mittelfristige Wertschwankungen historisch als vergleichsweise stabile Anlageklasse. Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass Private-Equity-Fonds ihr Portfolio nicht täglich, sondern nur quartalsweise bewerten. Volatile Marktphasen wirken sich in der Regel also weniger stark auf Private-Equity-Investments aus, als dies bei Aktienanlagen der Fall ist.

Warum das relevant ist: Während Aktienanleger Gefahr laufen, von fluktuierenden Kursen zu falschen Entscheidungen verleitet zu werden, profitieren sie bei Private Equity auch emotional von einer inherent langfristigen Perspektive.‍

Vergleich zum Aktienmarkt

In der globalen Finanzkrise (2008 bis 2011) hat Private Equity einerseits deutlich geringere temporäre maximale Wertverluste als der Aktienmarkt verzeichnet. Andererseits hat sich Private Equity deutlich schneller von diesen Wertverlusten erholt. Der globale Aktienmarkt erlitt einen maximalen Rückgang von knapp 50 Prozent und brauchte mehr als 2.000 Tage, um seinen vorherigen Höchstwert wieder zu erreichen. Private Equity hingegen erlitt einen maximalen Einbruch von lediglich etwa 29 Prozent und erreichte nach nur 1.186 Tagen wieder seinen Vorkrisenstand.

Quellen: Private Equity: Preqin Buyout Index; Aktien: MSCI World TR.

Neben der quartalsweisen Bewertung gibt es eine Reihe von Gründen für die Krisenresistenz von Private Equity. Zu ihnen zählt ein Fokus auf widerstandsfähige Geschäftsmodelle, die besonders in Krisenzeiten und der darauf folgenden wirtschaftlichen Erholung florieren, sowie die unternehmerische Flexibilität von Unternehmen in Private-Equity-Hand. Darüber können Private-Equity-Manager den Ausstiegszeitpunkt für ihre Investments generell so terminieren, dass sie nicht mitten in einer Krisenphase verkaufen müssen.

Gute Fonds starten in schwachen Phasen

Die historische Rendite globaler Private-Equity-Fonds zeigt: In schwachen Aktienmarktphasen wurden besonders erfolgreiche Private-Equity-Fonds aufgelegt. So haben Fonds, die in der Dotcom-Krise aufgelegt wurden, im Schnitt eine Nettorendite von 22 Prozent (IRR) erzielt. Das sind bis zu zwölf Prozentpunkte mehr als bei Fonds, die in den zwei Jahren zuvor aufgelegt wurden. Ein ähnlicher Effekt war während der Finanzkrise zu beobachten.

Quelle: Preqin Investment Benchmarks.

In Kürze: Private-Equity-Fonds wiesen bisher in Krisenzeiten eine stabilere Wertentwicklung auf als der Aktienmarkt. Sowohl der maximale Wertverlust als auch die Erholungszeit ist bei Anlagen in Private Equity niedriger. Zusätzlich haben Fonds, die in schwachen Aktienmarktphasen aufgelegt wurden, historisch besonders hohe Renditen erzielt.

Hinweis: Der Preis und der Wert von Investments in Private Equity können steigen oder fallen. Es besteht die Möglichkeit, dass die Investoren nicht das ursprünglich eingesetzte Kapital zurückerhalten. Die historische Performance ist kein Richtwert für die zukünftige Performance. Zukünftige Erträge sind nicht garantiert und ein Verlust des eingesetzten Kapitals kann auftreten.
Sebastian Knüchel

Investment Associate, Asset Management, LIQID

Sebastian ist Investment Associate im Asset-Management-Team bei LIQID. Neben seiner Tätigkeit in der Produktentwicklung sowie der internen und externen Kommunikation, verfasst er Artikel rund um das Thema Private Markets.

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