Markt-Turbulenzen: Darum ist Angst kein guter Anlageberater

Donald Trumps Warnung im Wahlkampf 2024 klang dramatisch: Ein Wahlsieg der Demokraten werde die Märkte zum Einsturz bringen. Ironischerweise löste er nur Wochen später selbst einen historischen Bärenmarkt aus – als Präsident. Doch so kurios der Zusammenhang sein mag, die Unsicherheit an den Märkten ist real. Anleger fragen sich: Investiert bleiben – oder lieber verkaufen?
Andere wittern sogar eine Gelegenheit: Jetzt raus, später günstiger wieder einsteigen. Die Idee, durch gutes Timing Risiken zu umgehen oder Renditen zu steigern, klingt verführerisch. Doch funktioniert sie?
Markt-Timing ist verlockend
Grundsätzlich ist die Idee nachvollziehbar. Denn wem es gelingt, die schlechtesten Handelstage zu vermeiden, dem winkt eine deutliche Überrendite. Laut einer Berechnung des Handelsblatts wären bei einem MSCI-World-Investment ohne die 50 schlechtesten Handelstage seit 1986 14.000 Prozent Rendite möglich gewesen.
Unter Einbezug aller Handelstage stieg der Index nur um insgesamt 1.040 Prozent. Gerade während der Corona-Krise 2020, der großen Finanzkrise 2009 oder dem Crash 1987 waren es einzelne Tage, die besonders verheerende Verluste mit sich brachten.
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Die Kehrseite der Medaille
Doch dabei vergessen wir gerne: Wer den Markt timen möchte, muss zweimal richtig liegen. Der Ausstieg allein genügt nicht, auch der Wiedereinstieg muss zur richtigen Zeit erfolgen. Und hierbei zu scheitern, ist leicht. Das liegt unter anderem daran, dass vielen Korrekturphasen starke Erholungsphasen folgen. So liegen die besten Handelstage des MSCI World nämlich oft sehr nah an der Hochphase der Krise.
32 statt 1000 Prozent
Dreht man die Betrachtung um und verpasst die 50 stärksten Handelstage, stehen nach knapp 40 Jahren MSCI World plötzlich nur noch 32 Prozent Rendite zu Buche. Wer also zum falschen Zeitpunkt aussteigt – und den Wiedereinstieg verpasst – gefährdet seinen langfristigen Anlageerfolg erheblich.
Unser Praxisbeispiel
Um diesen Effekt etwas plastischer zu machen, haben wir basierend auf dem MSCI World auch eine absolute Entwicklung berechnet. Grundlage ist ein fiktiver Anleger, der 100.000 Euro über einen Zeitraum von 20 Jahren investiert. Hier steht, sofern der Anleger die 40 besten Handelstage verpasst, sogar eine negative Rendite zu Buche. Hätte unser fiktiver Anleger sein Investment dagegen über den gesamten Zeitraum gehalten, wären aus seinem Startkapital über 480.000 Euro geworden.

Durchhalten ist oft die bessere Strategie
Was also tun in turbulenten Zeiten? Wer über eine fundierte Anlagestrategie verfügt, sollte dieser auch in unruhigem Fahrwasser treu bleiben. Denn kurzfristige Schwankungen sind unvermeidlich – der langfristige Erfolg hängt vom disziplinierten Durchhaltevermögen ab.
Wer Liquidität zur Verfügung hat, kann in Korrekturphasen selektiv aufstocken oder erstmals einsteigen. Doch auch das sollte Teil einer klaren Strategie sein, nicht Ergebnis spontaner Angst oder Euphorie.
Fazit für Anleger
Emotionen sind schlechte Ratgeber an der Börse. Marktbewegungen lassen sich weder zuverlässig vorhersagen noch präzise timen. Anleger, die in Krisen aussteigen, laufen Gefahr, genau jene Erholung zu verpassen, die langfristig den Unterschied macht. Beständigkeit – nicht Panik – bleibt daher eine der wertvollsten Tugenden in der Geldanlage.
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