Die ungebrochene Dominanz des US-Marktes
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Das Wichtigste in Kürze:
- Das robuste Wachstum und die starken Fundamentaldaten der Unternehmen in den USA sprechen für eine Fortsetzung der Marktführerschaft im Jahr 2025.
- In wenigen Tagen kehrt Donald Trump ins Weiße Haus zurück, was bedeutende Veränderungen für die Weltwirtschaft mit sich bringen wird.
- Der US-Exzeptionalismus stützt sich auf Wirtschaftsstärke und Innovation, könnte aber durch Inflation und protektionistische Politik gefährdet werden.
Die US-Wirtschaft präsentierte sich im vergangenen Jahr in überraschend starker Verfassung. Trotz weit verbreiteter Rezessionsängste bewies sie beeindruckende Widerstandsfähigkeit und widerlegte skeptische Prognosen vieler Ökonomen. Diese Dynamik spiegelte sich auch an den Aktienmärkten wider: US-Werte setzten ihre Erfolgsserie aus dem Jahr 2023 (+22,5 Prozent1) auch in 2024 (+32,9 Prozent1) fort und übertrafen ihre europäischen Pendants (2024: +8,6 Prozent2) erneut deutlich. Der amerikanische Aktienmarkt behauptet damit im internationalen Vergleich seine führende Rolle – ein Beleg für die Stabilität und Innovationskraft der US-Wirtschaft.
US-Aktien: hohe Bewertung, starke Fundamentaldaten
Die hohen Bewertungen am US-Markt werden durch robuste Gewinne und optimistische Gewinnerwartungen gestützt. US-Unternehmen zeigen nach wie vor, dass sie in der Lage sind, außergewöhnlich hohe Gewinne zu generieren und Analysten positiv zu überraschen. Ermöglicht wird das auch durch die steigende Profitabilität – insbesondere im Technologiesektor. Dennoch bleibt die Konzentration der großen US-Indizes, wie des S&P 500, ein Risiko: Wenige Schwergewichte – vor allem die MAG 7 – dominieren die Marktkapitalisierung der Indizes. Das sorgt für eine gewisse Anfälligkeit gegenüber externen Schocks und eine hohe Abhängigkeit vom Erfolg einiger weniger Firmen.
Trotz der hohen Bewertungen des Marktes in der Breite bieten ausgewählte Segmente weiterhin Chancen. Gleichgewichtete Aktienindizes sowie Unternehmen mit kleiner Marktkapitalisierung erscheinen derzeit besonders attraktiv, da sie ein verbessertes Gewinnwachstum zu moderateren Bewertungen aufweisen. Anlegende könnten in einem Rotationsmarkt, bei dem Kapital aus hochbewerteten Sektoren in günstigere oder unterbewertete Bereiche umgeschichtet wird, neue Möglichkeiten finden. Dieser Prozess trägt dazu bei, Bewertungsunterschiede auszugleichen und bislang vernachlässigte Segmente attraktiver zu machen.
„Trumponomics 2.0“: Wachstum um jeden Preis?
Die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus wird voraussichtlich mit einer Wiederbelebung seiner wirtschaftspolitischen Agenda einhergehen. Deregulierungen, Steuersenkungen und protektionistische Maßnahmen wie Zölle könnten das Wachstum in den USA weiter anheizen. Dies könnte den kurzfristigen wirtschaftlichen Stimulus verstärken, birgt jedoch auch erhebliche Risiken.
Zunächst zu den positiven Impulsen: Die geplanten Steuersenkungen und die Fortsetzung der Deregulierungspolitik könnten Investitionen ankurbeln und das Wachstum, insbesondere in den kapitalintensiven Sektoren, fördern. Unternehmen, die stark auf den US-Markt fokussiert sind, dürften besonders von einer solchen Politik profitieren.
Die Kehrseite der Trumponomics ist das steigende Potenzial für Inflationsdruck. Maßnahmen wie höhere Zölle und eine expansive Fiskalpolitik könnten die Inflation wieder anheizen. Die US-Notenbank FED wird in einem solchen Szenario gezwungen sein, ihre Zinspolitik vorsichtiger („hawkisher“) zu gestalten. Für 2025 wird bereits erwartet, dass die FED nur zwei anstelle der zuvor geplanten vier Zinssenkungen vornehmen wird. Dies könnte die Finanzierungskosten für Unternehmen und Verbraucher länger auf einem höheren Niveau halten.
Amerikanischer Exzeptionalismus: Widerstandsfähig trotz Gegenwind
Der amerikanische Exzeptionalismus zeigt sich in der beeindruckenden Widerstandskraft des Arbeitsmarktes und eines stabilen Konsums, selbst in Zeiten hoher Zinsen. Diese Faktoren könnten dazu beitragen, das Wachstum zumindest in der ersten Jahreshälfte 2025 zu stützen. Gleichzeitig könnten weitere technologische Fortschritte, insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz, und Steuersenkungen das US-Wirtschaftswachstum weiter antreiben.
Im Gegensatz zur robusten US-Wirtschaft sieht sich Europa mit Wachstumsproblemen und Rezessionsrisiken konfrontiert. Während die USA von Trumponomics und ihrer Deregulierungsagenda profitieren könnten, drohen Europa die Folgen von protektionistischen Maßnahmen. Die Aussicht auf höhere US-Strafzölle und die Nominierung von „China-Hardlinern“ in der US-Regierung könnten zudem die Schwellenländer und deren Risiko-Rendite-Profil belasten.
Was könnte der US-Dominanz schaden?
Die anhaltende Inflation bleibt das größte Risiko für die USA. Sollte sie nicht dauerhaft eingedämmt werden, könnten steigende Zinsen die Dynamik des US-Marktes erheblich bremsen. Darüber hinaus birgt die protektionistische Handelspolitik der USA erhebliche Gefahren. Sollte Donald Trump die angedrohten Strafzölle auf europäische Importe tatsächlich umsetzen, steht Brüssel bereit, mit Gegenzöllen auf US-Produkte zu reagieren. Diese könnten vor allem exportorientierte US-Unternehmen in Schlüsselindustrien wie Landwirtschaft, Automobilbau und Technologie hart treffen.
Ein solcher Handelskonflikt würde nicht nur die Handelsvolumina schmälern, sondern auch die Kosten für Unternehmen und Verbraucher in beiden Regionen erhöhen. Zudem könnten andere Länder dem Beispiel der EU folgen und eigene protektionistische Maßnahmen einführen, um ihre Märkte vor US-Produkten zu schützen. Das würde die internationale Wettbewerbsfähigkeit der USA schmälern und langfristig die Wachstumsaussichten beeinträchtigen. Obwohl die EU noch auf eine diplomatische Lösung hofft, könnten Eskalationen dazu führen, dass die USA zunehmend isoliert dastehen, während sich andere Regionen stärker untereinander vernetzen und ihre Märkte diversifizieren.
¹ MSCI USA Net TR in Euro; ² MSCI Europe Net TR in Euro