Ein Allzeithoch kommt selten allein: Warum Anleger zuversichtlich bleiben sollten
LIQID Smart Letter
Februar 2024
Das Wichtigste in Kürze:
- Zahlreiche Börsenindizes erreichen derzeit Rekordhochs: Der deutsche Leitindex DAX stellte neue Höchstwerte auf und kratzte an der 17.000-Punkte-Marke. Und auch in Japan und den USA stiegen die breiten Indizes auf neue Höchststände.
- Bei Crash-Propheten lösen Allzeithochs regelmäßig Panik aus. In einschlägigen Publikationen werden Anleger gewarnt, dass die Märkte „heiß gelaufen” seien und eine Korrektur unvermeidbar sei. Wie sollten sich Anleger positionieren?
- Wir haben Allzeithochs im globalen Aktienindex MSCI World untersucht. Unser Fazit: Langfristige Anleger sollten sich von Allzeithochs nicht verunsichern lassen. Denn historisch betrachtet folgten auf Allzeithochs immer neue Allzeithochs.
In der Finanzwelt gibt es ein Schlagwort, das Anleger oft aufhorchen lässt und gleichzeitig für Verunsicherung sorgt: Allzeithoch. Ein Allzeithoch bezieht sich auf den höchsten jemals erreichten Wert eines Finanzindex oder einer Aktie. In den vergangenen Wochen haben sowohl die US-Aktienindizes S&P 500, Nasdaq und Dow Jones Industrial als auch der deutsche Leitindex DAX neue Höchststände erreicht. Doch was genau bedeuten diese Allzeithochs und warum sollten Anleger nicht in Panik verfallen und übereilt ihre Positionen verkaufen, sondern vielmehr optimistisch in die Zukunft blicken? Um zu verstehen, ob Allzeithochs ein positives oder negatives Signal für Investoren darstellen, haben wir die Historie der Allzeithochs an den Aktienmärkten untersucht.
Kontinuierliche positive Entwicklung trotz Herausforderungen
Um die Bedeutung von Allzeithochs für die Märkte einzuordnen, haben wir den MSCI World Index, der globale Aktien aus entwickelten Ländern umfasst, seit seiner Verfügbarkeit 1975 untersucht. Ein Blick auf die Historie zeigt, dass Allzeithochs keineswegs ungewöhnlich sind. Der MSCI World Index kam im Durchschnitt innerhalb der knapp 50 Jahre auf etwa 17 Allzeithochs pro Jahr (s. Abb. 1). Dies unterstreicht die beständige und langfristige Wachstumsdynamik der Märkte trotz periodischer und vorübergehender Rückschläge.
Der Blick auf die Historie zeigt auch, dass es Phasen gab, in denen ein Allzeithoch das nächste jagte, während in Krisenjahren keine neuen Höchststände erreicht wurden. Wirtschafts- und Börsenkrisen, wie der Schwarze Montag 1987, das Platzen der Dotcom-Blase in den 2000er Jahren, die Weltfinanzkrise 2008 und die COVID-19-Pandemie 2020 haben zeitweise zu Markteinbrüchen geführt. Anschließend hat sich der MSCI World aber stets von diesen Krisen erholt und seine langfristige Aufwärtsbewegung fortgesetzt (s. Abb. 2). Anleger, die sich nicht verunsichern ließen und investiert blieben, wurden über die Jahre mit einer annualisierten Rendite von 10,5 Prozent belohnt.
Chancen nach Allzeithochs
Noch interessanter ist die Tatsache, dass die Wertentwicklung nach Allzeithochs oft äußerst vielversprechend ist. Unsere Berechnungen haben gezeigt, dass drei Monate, sechs Monate und zwölf Monate nach einem Allzeithoch durchschnittliche Renditen von 1,95 Prozent (drei Monate), 5,18 Prozent (sechs Monate) bzw. 10,61 Prozent (zwölf Monate) erzielt wurden (s. Abb. 3). Die positiven Impulse nach einem Allzeithoch halten also oft an und das Kurswachstum setzt sich fort. Oftmals liegt dies am Investor-Sentiment, also der Stimmung der Anleger. Positive Marktentwicklungen können das Vertrauen der Investoren stärken und sie ermutigen, in den Markt zu investieren oder investiert zu bleiben. Ein steigendes Vertrauen der Investoren kann zu erhöhtem Kapitalfluss in den Markt führen, was wiederum das Wachstum unterstützt. Hinzu kommt, dass quantitative Strategien in steigenden Märkten mit geringeren Schwankungen ihre Beteiligung an Vermögenswerten wie Aktien erhöhen. Für Anleger bedeutet diese Erkenntnis: Verkäufe aus Sorge vor einer Marktkorrektur führten in der Vergangenheit oft dazu, dass langfristige Gewinne verpasst wurden.
Warum Anleger investiert bleiben sollten
Die Aussicht auf eine positive Entwicklung nach einem Allzeithoch ist kein Zufall. Es spiegelt die fundamentalen Aspekte der Wirtschaft wie solide Unternehmensgewinne, Innovationen und langfristiges Wachstum wider. Anleger können von dieser positiven Dynamik und von weiter steigenden Kursen profitieren, wenn sie ihre Aktienanlagen auch nach einem Allzeithoch halten.
Mehr noch: Eine positive Entwicklung nach einem Allzeithoch ist historisch gesehen wahrscheinlicher als ein massiver Markteinbruch. Zu diesem Ergebnis kommt unsere Analyse, bei der wir die Marktentwicklung drei, sechs und zwölf Monate nach einem Allzeithoch analysiert haben (s. Abb. 4). Das Ergebnis: Märkte haben die Tendenz, sich langfristig nach oben zu bewegen, sodass Rücksetzer oft von stetigen Erholungen gefolgt werden. So ist die Wahrscheinlichkeit eines neuen Allzeithochs für alle Zeiträume höher als die Wahrscheinlichkeit eines Rücksetzers. Am höchsten ist die Wahrscheinlichkeit eines neuen Hochs nach zwölf Monaten, was insbesondere langfristig orientierten Anlegern Zuversicht geben sollte.
Was heißt das für Anleger?
Allzeithochs signalisieren eine Phase des Aufschwungs und der Stärke. Die globale Wirtschaft wird von technologischen Innovationen, erhöhter Produktivität und einem wachsenden globalen Handel angetrieben, was auf lange Sicht das Potenzial für weiteres Wachstum bietet. Neue Branchen und Märkte könnten die nächsten Treiber für zukünftige Allzeithochs sein.
Vor allem zeigt die Geschichte der Finanzmärkte, dass Allzeithochs keine Warnsignale für Investoren sind, sondern vielmehr Chancen für zukünftige Renditen bieten. Durch solides fundamentales Wachstum und eine breite Diversifikation sind Aktienindizes und regionale Märkte in der Lage, kurzfristige Rücksetzer zu überstehen und langfristige Wachstumschancen zu nutzen. Anleger, die nach einem Allzeithoch investiert bleiben, können von dieser positiven Perspektive profitieren und ihre langfristigen Ziele erfolgreich verfolgen.