Anlageklassen

Märkte: Geld­po­litik bleibt im Fokus

LIQID Smart Letter

Juli 2024

Das Wichtigste in Kürze:

  • Das günstige Makro-Umfeld unterstützt eine positive Entwicklung an den Aktienmärkten. Angeführt wurde das Feld im Juni erneut von US-Aktien.
  • Die Anleihenmärkte werden weiter von geldpolitischen Entscheidungen bestimmt. Im Juni konnten alle Segmente Kursgewinne verzeichnen. 
  • Die EZB hat mit einer ersten Reduktion um 25 Basispunkte den Zinssenkungszyklus in der Eurozone eingeleitet. Bis Ende des Jahres rechnen wir mit zwei weiteren Zinssenkungen.

Die schwächeren US-Inflationsdaten im Mai waren eine willkommene Erleichterung für die Märkte und die US-Notenbank (FED) – aber ein niedriger Wert ist noch kein Trend. Sowohl in den USA als auch in der Eurozone sind wichtige Bestandteile der Inflationsrate nach wie vor zu hoch und werden nur langsam zurückgehen. 

Bis zum Inflationsziel von 2 Prozent ist es daher noch ein langer Weg. Für 2024 scheint dieses bereits außer Reichweite zu sein, weshalb die Zentralbanken FED und EZB ihre Inflationsprognosen für 2024 angehoben haben. Die gute Nachricht ist, dass die Geldpolitik ausreichend restriktiv zu sein scheint. Die nachlassende Dynamik am Arbeitsmarkt und die sinkenden Inflationsraten sind ein deutliches Zeichen, dass diese Wirkung zeigt, dabei aber dennoch ein moderates Wirtschaftswachstum erlaubt. 

Eine positive Aktiendynamik (s. Abb. 1) in den USA wird durch ein günstiges makroökonomisches Umfeld unterstützt. Die jüngsten Wirtschaftsdaten deuten darauf hin, dass das Rezessionsrisiko weiter abnimmt. In Europa hingegen reagierten die Kapitalmärkte im Juni volatil auf den Ausgang der Europawahlen und die Ankündigung von Neuwahlen in Frankreich. 

Quelle: LIQID, Bloomberg. Gesamtrendite in Euro und Prozent. Aktien USA: MSCI USA Net TR, Aktien Europa: MSCI Europe Net TR, Aktien Schwellenländer: MSCI EM Net TR, Aktien Japan: MSCI Japan Net TR. Aktien Pazifik: MSCI Pacific ex Japan Net TR, Euro-Staatsanleihen: Bloomberg Euro Govt 1–10 Yr Bond Index, Unternehmensanleihen IG: Bloomberg Global Aggregate - Corporate Index, Hochzinsanleihen: Bloomberg Global High Yield Index, Schwellenländeranleihen: J.P. Morgan Emerging Markets Bond Global Core Index, Inflationsindexierte Anleihen: Bloomberg Global Inflation-Linked 1-10yrs TR Index EUR-Hedged, Gold: LBMA Gold Price, Rohstoffe: Bloomberg Commodity TR Index. Zeitraum Juni: 31.05.2024 – 30.06.2024, Zeitraum YTD: 31.12.2023 – 30.06.2024.

Anleihen: Zinspolitische Entscheidung dominieren

In den vergangenen Wochen lag der Fokus auf den zahlreichen zinspolitischen Entscheidungen verschiedener bedeutender Zentralbanken. Hervorzuheben ist die EZB, die mit einer ersten Reduktion um 25 Basispunkte den Zinssenkungszyklus in der Eurozone eingeleitet hat. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) überraschte mit einer weiteren Zinsreduktion die Märkte.

Dagegen behielten die FED und die Bank of England (BOE) ihre abwartende Haltung bei respektive ihre Leitzinsen auf demselben Niveau. Die FED begründet diese Haltung damit, dass weder die Dynamik der Wirtschaft noch die Arbeitsmarktentwicklung aktuell Anlass für eine Zinsänderung gebe. Außerdem möchte man weitere Fortschritte in der Inflationsbekämpfung abwarten, was auch der Fokus der BOE war. Die Zinspolitik der FED und anderer westlicher Zentralbanken dürfte daher in den nächsten ein bis zwei Quartalen weiter auseinanderdriften.

Aktien: Anhaltendes Momentum am US-Aktienmarkt

Auf regionaler Ebene genießt der US-Aktienmarkt ein solides Momentum. Die Rezessionsängste sind verflogen und Nennungen von „Rezessionrisiken” durch Unternehmen des S&P 500 sind in der letzten Berichtssaison auf den tiefsten Stand in neun Quartalen gefallen. Auf der anderen Seite haben die Überhitzungsrisiken abgenommen. 

Auch deshalb eilt der US-Leitindex S&P 500 von Rekord zu Rekord. Im bisherigen Jahresverlauf hat der Index über 30 Mal neue Allzeithochs erreicht. Es sind eine Handvoll Technologiegiganten, die mit ihrer hohen Gewichtung den S&P 500 und seine Bewertung befeuern. Während der marktgewichtete S&P 500 im Jahresverlauf rund 14 Prozent zugelegt hat, sind es für den gleichgewichteten S&P 500 nur 5 Prozent. Über die vergangenen 18 Monate liegt der Performanceunterschied sogar bei 25 Prozent, was historisch gesehen sehr außergewöhnlich ist. Angesichts der Gewinnerholung in einem ansprechenden Makroumfeld sehen wir für den breiten US-Aktienmarkt weiteres Aufholpotenzial.

Quelle: LIQID, Bloomberg. Indexierte Wertentwicklung des S&P 500, S&P 500 (gleichgewichtet) und der Magnificent 7. Zeitraum: 01.01.2022 – 01.07.2024.

Was heißt das für Anleger?

Im vergangenen Monat haben wir aus makroökonomischer Sicht positive Anzeichen beobachtet. Neben dem Einläuten des Zinssenkungszyklus durch die EZB zeichnen sich eine Erholung des globalen verarbeitenden Gewerbes sowie eine breit angelegte Gewinnerholung ab.

Wir gehen davon aus, dass sich der positive Trend an den Aktienmärkten fortsetzen wird, was in der Spätphase eines Konjunkturzyklus nicht ungewöhnlich ist. Die aktuelle Tendenz von sinkenden Inflationsraten und hohen Realzinsen lässt ein bis zwei Zinssenkungen der FED und zwei Zinssenkungen der EZB bis Ende des Jahres wahrscheinlich erscheinen.