Märkte

Trump gewinnt: Wie reagieren die Märkte?

LIQID Smart Letter

Das Wichtigste in Kürze:

  • Nach dem Wahlsieg von Trump reagierten die Märkte erleichtert.
  • Insgesamt ist die Reaktion bisher wie erwartet: Aktien und der US-Dollar sind gestiegen, während die Anleihenkurse und Gold gefallen sind.
  • Trumps Politik wird Einfluss auf Faktoren wie Steuern, Regulierung, Wachstum, Inflation und Staatsverschuldung haben. Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen er tatsächlich umsetzen kann und wird.

Bereits am Morgen des 6. November stand fest: Donald Trump wird erneut Präsident der USA. Viel war im Vorfeld über die Reaktion der Märkte in den Tagen nach der Wahl spekuliert worden. Am Ende wurde das eindeutige Wahlergebnis sehr positiv aufgenommen, wobei vor allem die klassischen „Trump Trades” wie aus dem Lehrbuch reagierten.

Quelle: LIQID, Bloomberg.

Trump könnte mit seiner Politik langfristig die Schuldenquote der USA ansteigen lassen. Bereits heute liegt diese bei 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Schuldenquote bei 63,7 Prozent. Ohne eine strenge Haushaltsführung könnten die langfristigen Anleiherenditen in Zukunft weiter steigen.

Die US-Notenbank (Fed) hat im September mit einer Zinssenkung von 0,5 Prozent bei den kurzfristigen Leitzinsen begonnen und am 7. November um weitere 25 Basispunkte reduziert. Möglicherweise folgen noch weitere Senkungen. Gleichzeitig sind jedoch die Zinssätze für langfristige Anleihen stark angestiegen. Diese steilere Renditekurve spiegelt sowohl die geldpolitischen Maßnahmen der FED als auch die Erwartungen der Anleger an langfristige Staatsanleihen wider, die nun eine höhere Laufzeitprämie verlangen. Da die Renditen aktuell gestiegen sind und die Kurve positiv ist, wirken langfristige Anleihen nun attraktiver als zuvor.

Anleihen: Renditen steigen auf breiter Front

Die auffälligste Entwicklung war bei den Renditen von US-Staatsanleihen zu beobachten. Diese stiegen deutlich und sorgten damit für eine steilere und damit „normalere” Zinskurve. Der Grund: Die politischen Ansichten von Trump zu Zöllen, Einwanderung und Steuern. Seine Vorschläge könnten zu einer Erhöhung der Staatsverschuldung, einer höheren Inflation und geringerem Wirtschaftswachstum führen. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, da Trump im Wahlkampf vor allem damit um Wählerstimmen geworben hatte, dass er gegen die hohe Inflation vorgehen wolle.

Gut zu wissen: Sollten die Renditen von Anleihen weiter steigen, könnte das zu einer Belastung für die Aktienmärkte werden. Einerseits, da Investitionen teurer für die Wirtschaft werden und andererseits, da Anleihen so relativ gesehen attraktiver werden.

Aktien: Neue Rekorde

US-Aktien haben nach der Wahl neue Allzeithochs erreicht. Der breite S&P 500 Index stieg um 2,5 Prozent und erlebte damit den besten Tag nach einer US-Wahl jemals.

Quelle: LIQID, Bloomberg.

Auch kleinere Aktien, sogenannte Small- und Mid-Caps, könnten von Trumps Politik profitieren, die für Steuersenkungen und Deregulierung steht. Der Small-Cap-Index Russell 2000 legte am Mittwoch sogar über 4 Prozent zu. Auch Finanzwerte stiegen deutlich, in Erwartung einer lockereren Regulierung. Wie oben erwähnt wären Trumps Pläne zu Zöllen – so er sie denn umsetzt – mittelfristig eher schädlich für Wirtschaftswachstum und Inflation. Für die gute Performance von Aktien gibt es also mehrere mögliche Erklärungen.

Eine ist, dass der Markt nicht daran glaubt, dass Trump seine Pläne zu Einwanderung und Zöllen tatsächlich umsetzen wird. Eine weitere ist, dass Trump zwar versuchen wird, diese umzusetzen, aber schließlich davon Abstand nehmen muss, wenn er die äußerst negative Reaktion der Märkte erlebt. Sollte beides nicht zutreffen, stünden die Aktienmärkte vor großen Herausforderungen.

Beruhigend ist bisher auch, dass der chinesische Aktienmarkt kaum auf die Neuigkeiten reagiert bzw. sogar leicht gestiegen ist. Das zeigt, dass wenig Sorge besteht, dass US-Zölle die chinesische Wirtschaft stark beeinträchtigen werden. Stattdessen gibt es ermutigende Nachrichten: Die chinesische Regierung hat Maßnahmen angekündigt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Diese könnten mögliche negative Auswirkungen der Zölle auf chinesische Exporte in die USA zumindest abfedern.

US-Dollar hoch, Gold runter

Der US-Dollar hatte am Mittwoch seinen besten Tag seit 2022. Durch höhere Renditen auf Staatsanleihen wird die Währung wieder attraktiver und zieht Kapital an. Der Euro sackte dagegen gegenüber dem US-Dollar auf 1,073 ab, den tiefsten Stand seit Anfang Juli.

Auch Gold verlor rund 3 Prozent und steht nun wieder unter der Marke von 2.700 US-Dollar je Feinunze. Das lag zum einen daran, dass sich die Unsicherheit um die US-Wahl auflöste und damit die Nachfrage nach dem „sicheren Hafen“ abnahm. Zudem verliert Gold relativ an Attraktivität, wenn andere „sichere Häfen“ wie der US-Dollar und Staatsanleihen aufwerten bzw. höhere Renditen bieten.

Wie geht es jetzt weiter?

Viele der von Trump angekündigten Maßnahmen könnten das globale Wachstum dämpfen und die Inflation ankurbeln. Zu den Maßnahmen gehören neben den Zöllen auch die Bekämpfung der Einwanderung, die bisher den US-Arbeitsmarkt und die Wirtschaft gestärkt hat. Die geplanten Steuersenkungen würden zudem das Haushaltsdefizit der USA erhöhen und die Kosten für die Staatsverschuldung erhöhen.

Eine höhere Inflation würde den Spielraum der FED für Zinssenkungen einschränken. Hinzu kommt, dass politische Unsicherheit an den Märkten zu Volatilität führen würde. Für langfristig orientierte Anleger hilft auch in diesem Punkt ein Blick in die Vergangenheit:

Quelle: LIQID, LGT, Bloomberg. Daten vom 05.11.2024. Die Präsidentschaftsterme werden beginnend vom Datum der Amtseinführung gemessen. Zeitraum Biden: 20.01.2021 bis 04.11.2024.

Der obige Chart zeigt, wie sich der S&P 500 unter ausgewählten US-Präsidenten beider Parteien entwickelt hat. Seit der Amtseinführung von Jimmy Carter 1977 hat der S&P 500 Index eine durchschnittliche Rendite von 11,8 Prozent pro Jahr erzielt. Unter demokratischen Präsidenten stiegen die Aktienmärkte im Schnitt um 14,7 Prozent pro Jahr, bei Republikanern um 10,4 Prozent pro Jahr. Historisch spielte es für Anleger langfristig nur eine untergeordnete Rolle, welche Partei den Präsidenten stellte.