Private Equity: Die Wiederentdeckung der Börsengänge
LIQID Smart Letter
April 2024
Das Wichtigste in Kürze:
- Neben dem Verkauf an andere Unternehmen oder Fonds stellen Börsengänge für Private-Equity-Manager nach wie vor einen wichtigen Exit-Kanal dar.
- Nach schwierigen Jahren zeigen die aktuellen Entwicklungen, dass der Markt für IPOs wieder an Fahrt aufnimmt.
- Mit Birkenstock haben wir letztes Jahr einen großen Börsengang eines Private-Equity-geführten Unternehmens gesehen.
- Dieser Trend setzt sich mit Firmen wie Renk, Douglas und Galderma auch in 2024 fort.
Der Verkauf eines Portfoliounternehmens stellt für Private-Equity-Manager einen Meilenstein im Investitionsprozess dar. Hier entscheidet sich letztlich, ob sich die Arbeit der Manager für die Weiterentwicklung ihrer Unternehmen gelohnt hat und ob für die Investoren Renditen realisiert werden konnten, die sie auch in Zukunft zur Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Private-Equity-Manager bewegen. Nach dem extrem erfolgreichen Jahr 2021, gab es in den vergangenen zwei Jahren wieder weniger Exits von Portfoliounternehmen. Eine Tatsache, die in diesem Kontext gerade in den letzten Wochen besonders aufgefallen ist: Börsengänge (IPOs) gewinnen wieder an Attraktivität und ziehen mehr mediale Präsenz auf sich. Im Folgenden möchten wir Ihnen die typischen Exit-Kanäle von Private-Equity-Managern vorstellen, einen Rückblick auf die IPO-Aktivitäten der letzten Jahre werfen und einen vorsichtigen Blick in die Zukunft wagen.
Die verschiedenen Exit-Kanäle im Private Equity und ihre Besonderheiten
Private-Equity-Manager haben eine Reihe von Möglichkeiten, ihre Portfoliounternehmen zu veräußern, die je nach Situation unterschiedliche Vorteile bieten können. Typische Exit-Kanäle sind der strategische Verkauf an ein Konkurrenzunternehmen, der Verkauf an einen anderen Private-Equity-Fonds oder ein Börsengang. Ein weiterer Exit-Kanal, der in den letzten Jahren immer häufiger genutzt wird, ist die Folgeinvestition, also die Übernahme durch einen neueren Fonds desselben Managers. Dieser kommt zum Einsatz, wenn ein Manager der Meinung ist, dass das Potenzial des betreffenden Portfoliounternehmens noch nicht voll ausgeschöpft wurde. Die Wahl des Exit-Kanals richtet sich in erster Linie nach den Marktbedingungen, dem Reifegrad des Unternehmens und dem Investitionshorizont der Private-Equity-Firma.
Betrachtet man die Verteilung des Exit-Volumens, so zeigt sich, dass die relative Bedeutung der verschiedenen Kanäle stark variiert. Die meisten Unternehmen werden nach wie vor an strategische Investoren, also Wettbewerber, verkauft. An zweiter Stelle folgt der Verkauf an einen anderen Finanzinvestor, sprich an einen anderen Private-Equity-Fonds. IPOs sind als Exit-Kanal für ein geringeres Volumen verantwortlich, haben aber dennoch eine nicht zu unterschätzende Stellung im Private Equity-Markt.
Obwohl IPOs nur einen kleinen Teil der Exits darstellen, bieten sie sowohl für die Manager als auch für die Unternehmen einige Vorteile. So können IPOs in gewissen Marktsituationen höhere Erlöse ermöglichen, denn der öffentliche Markt kann ein Unternehmen auf Basis des Bekanntheitsgrades, seiner Wachstumsaussichten und allgemeiner Markttrends großzügiger bewerten. Gerade für sehr große Portfoliounternehmen kommen häufig nur sehr wenige strategische Investoren als Käufer in Frage.
Ein Börsengang ist zudem immer ein starkes Signal für die Reife eines Unternehmens, seine Marktakzeptanz und seinen generellen operativen Erfolg. Oft sind Börsengänge besonders Medienwirksam und verbessern die Reputation und den Bekanntheitsgrad sowohl des Unternehmens selbst als auch des zugrunde liegenden Managers. Das kann sich positiv auf die zukünftigen Geschäftstätigkeiten auswirken.
Welche Entwicklungen gibt es aktuell im IPO-Markt?
Börsengänge sind nicht in jedem Marktumfeld möglich und sinnvoll. Unternehmen müssen sich gut überlegen, ob und wann sie den Schritt auf das Börsenparkett wagen möchten. Einige Einflussfaktoren sind dabei entscheidend:
Bullenmarkt: IPOs funktionieren besonders gut in „Bullenmärkten”, also wenn die allgemeine Anlegerstimmung positiv ist und eine hohe Nachfrage besteht. Hohe Marktbewertungen bedeuten potenziell auch, dass Neulinge an der Börse eine höhere Bewertung erhalten und dadurch mehr Kapital aufnehmen können.
Stabiles wirtschaftliches Umfeld: Ein stabiles makroökonomisches Umfeld mit geringer Volatilität, vorhersehbaren Zinssätzen und Wirtschaftswachstum begünstigt den Erfolg von Börsengängen. Unter positiven wirtschaftlichen Aussichten sind Investoren eher bereit, in neue Marktteilnehmer zu investieren.
Gesunde öffentliche Aktienmärkte: Ein robuster und liquider öffentlicher Aktienmarkt mit einer starken Nachfrage nach Neuemissionen ist von entscheidender Bedeutung. Ein solches Umfeld ist die Basis für eine ausreichende Nachfrage, um das neue Aktienangebot ohne negative Auswirkungen auf den Preis zu absorbieren.
Starke Branchenperformance: Unternehmen aus Branchen, die im jeweiligen Marktumfeld gerade bei Investoren beliebt sind oder schnell wachsen, haben bessere Chancen auf einen erfolgreichen Börsengang. Branchentrends beeinflussen und verstärken das Anlegerinteresse und damit auch kurz- und mittelfristig das Bewertungsniveau.
Insbesondere die letzten beiden Jahre boten also nicht das beste Marktumfeld für einen Börsengang. Dies wird sehr deutlich, wenn man die globalen Zahlen für Börsengänge betrachtet. Nach einem gemäßigten Anstieg von 2019 auf 2020, verzeichnete das Rekordjahr 2021 auch im Bereich IPOs außergewöhnliche Zahlen. Gleichzeitig verdeutlichen die Zahlen des Jahres 2022, wie besonders das Marktumfeld 2021 war. Die Erlöse und die Anzahl der IPOs brachen in Folge der Krise um mehr als 50 Prozent ein.
Die IPO-Aktivität hat sich im vergangenen Jahr weiter abgeschwächt. Mit einem Volumen von etwas mehr als 120 Mrd. US-Dollar wurde weniger erlöst als in den vier Jahren zuvor. Auch die Anzahl der Börsengänge ging im Vergleich zum Vorjahr nochmals deutlich zurück.
Nun, im April 2024, blicken Investoren vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Ein beträchtlicher Rückstau an Unternehmen, die ihren Börsengang vorerst verschoben haben, gepaart mit deutlich verbesserten Marktbedingungen und der Aussicht auf ein entspannteres Zinsumfeld zeichnen ein vielversprechendes Bild. Gerade die Sektoren Technologie und Gesundheit haben trotz der Herausforderungen, die sich aus den bislang niedrigeren Bewertungen und den volatilen Märkten ergeben, das Interesse der Investoren geweckt.
Der Markt bleibt jedoch selektiv und nicht jedes Unternehmen schafft erfolgreich den Schritt an die Börse. Bevorzugt werden Unternehmen mit Produkten oder Technologien, die sich in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befinden, da diese in der Regel ein niedrigeres Risiko aufweisen.
Mit welchen Börsengängen Private Equity derzeit für Aufsehen sorgt
Der in Deutschland wohl medienwirksamste Börsengang des letzten Jahres war der von Birkenstock. Nach einer strukturierten und langfristig orientierten Weiterentwicklung der Markenposition, der Produktpalette und der Zielmärkte unter der Führung des Private-Equity-Managers L Catterton wagte die deutsche Traditionsmarke für Sandalen im Herbst den Schritt auf das New Yorker Börsenparkett. Nach anfänglichen Schwierigkeiten erholte sich der Aktienkurs schnell und notiert inzwischen deutlich im Plus. Für die Investoren von L Catterton hat der Börsengang bereits eine außerordentliche Rendite gebracht und könnte dies auch in Zukunft tun, da der Manager weiterhin einen Teil seiner Aktien hält.
Auch in diesem Jahr haben wir bereits einige bedeutende Börsengänge deutscher Unternehmen gesehen, die zuvor im Besitz von Private-Equity-Fonds waren. Bereits im Februar ging der schwäbische Hersteller von Antriebstechnik für die Rüstungsindustrie Renk an die Börse. Das Unternehmen, dessen Entwicklung in den letzten Jahren von der vor allem in Europa aktiven Private-Equity-Gesellschaft Triton begleitet wurde, profitiert derzeit stark vom makroökonomischen und geopolitischen Umfeld und notiert bereits mehr als 40 Prozent über dem Ausgabepreis.
Mit Douglas sorgte vor wenigen Tagen ein weiteres bekanntes Unternehmen für Schlagzeilen. Das Einzelhandels- und E-Commerce-Unternehmen machte den Schritt an die Frankfurter Börse, um weiteres Wachstumskapital einzusammeln. Hinter dem bemerkenswerten Börsengang von Douglas steht der Private-Equity-Manager CVC. Douglas plant, die Einnahmen aus dem IPO zur Tilgung eines Teils seiner Schulden zu verwenden, was den Weg für eine nachhaltige Zukunft ebnet.
Die Frankfurter Börse am Tag des Douglas-Börsengangs
Das jüngste Beispiel für den erfolgreichen Börsengang eines Private-Equity-geführten Unternehmens ist der Schweizer Hautpflegespezialist Galderma. Das vom schwedischen Manager EQT geführte Unternehmen wurde an der Zürcher Börse mit 14,5 Milliarden Franken bewertet und war damit der größte Börsengang in der Schweiz seit 2017. Unmittelbar nach dem Handelsstart stieg der Aktienkurs um rund 15 Prozent. Damit dürfte der Börsengang bereits jetzt einen Meilenstein für Börsengänge in Europa gesetzt haben.
Gut zu wissen: Börsengänge sind nach wie vor ein wichtiger Exit-Kanal für Private-Equity-Fonds. Gerade in der jüngeren Vergangenheit haben sie wieder gezeigt, dass sie Potenziale sowohl für bestehende Investoren als auch für neue Aktionäre eröffnen können. Mit LIQID Private Equity können Sie als Privatanleger direkt von dem gestiegenen IPO-Potenzial profitieren und in Kandidaten für zukünftige Börsengänge investieren. Alle der vier genannten Beispiele sind Teil der Portfolios von LIQID Private Equity.
Hinweis: Investitionen in Private Equity richten sich nur an erfahrene Anleger, die in der Lage sind, mindestens 200.000 Euro zu investieren.