Taktische Positionierung: Kurzfristiges Untergewicht in US-Aktien
LIQID Smart Letter
Mai 2024
Das Wichtigste in Kürze:
- In den USA bleibt die Wirtschaft robust und die Inflation hartnäckig, wodurch die Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen sinkt. Die Euro-Wirtschaft scheint sich dagegen langsam zu erholen, während die EZB proaktive Zinssenkungen in Aussicht stellt.
- Die Aufwärtsbewegung der Aktienmärkte in Industrieländern verlor seit Mitte April an Dynamik. Gründe waren in restriktiven Äußerungen der FED und geopolitischen Spannungen zu suchen.
- Da mittlerweile für 2024 deutlich weniger negative Zinsschritte erwartet werden als zu Jahresbeginn, haben wir uns entschieden, US-Aktien kurzfristig unterzugewichten.
Die jüngsten US-Wirtschaftsindikatoren deuteten auf einen deutlichen Anstieg der Wachstumserwartungen hin. Positive Beschäftigungssignale deuten zudem auf einen äußerst robusten Arbeitsmarkt hin. Die solide Konjunktur in den USA geht mit einer unerwartet hohen Inflation einher, was uns hinsichtlich der Allokation in US-Aktien vorsichtiger werden lässt.
Nach der Veröffentlichung der US-Kerninflationsrate für März, die mit 3,8 Prozent leicht über den Erwartungen lag, reagierten die Märkte bereits mit einem Rücksetzer. Der US-Notenbank-Vorsitzende Powell betonte erneut, dass die Inflation immer noch zu hoch sei, um die Zinsen zu senken. Ursprünglich wurden zu Beginn des Jahres noch bis zu sechs Zinssenkungen erwartet in 2024. Mittlerweile rechnet der Markt nur noch mit zwei bis drei Zinsschritten, da der inflationäre Druck länger als angenommen anhalten könnte.
Der Konjunkturverlauf in der Euro-Wirtschaft deutet auf eine langsame Erholung im laufenden Jahr hin. Gedämpft werden die langfristigen Wachstumsaussichten vor allem durch anhaltende Strukturprobleme. Dennoch gibt es zumindest positive Signale in Bezug auf die Inflation, da sich ein Rückgang abzeichnet und die Möglichkeit einer ersten Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni immer wahrscheinlicher wird.
Bei der Aprilsitzung deutete die Zentralbank bereits an, dass Zinssenkungen wahrscheinlicher werden. So signalisierte die EZB, dass die Zinsen bereits sinken könnten, bevor die Inflation die Zielmarke von 2 Prozent erreicht. Das unterstreicht die proaktive Strategie zur Bewältigung wirtschaftlicher Herausforderungen. Die Finanzmärkte erwarten derzeit drei bis vier Zinssenkungen für das restliche Jahr.
Taktische Positionierung
Ein Cocktail aus geopolitischen Spannungen, robustem US-Wachstum, steigenden Ölpreisen und hartnäckiger Inflation hat die Börsen zuletzt auf Talfahrt geschickt und die Anleihenmärkte seit Jahresbeginn weiter in den negativen Bereich gedrückt.
Diese Neubewertung des „Zinspfads” der US-Notenbank in 2024 war im ersten Quartal des Jahres für die Märkte noch verkraftbar. Mittlerweile sind wir aber an einem Punkt angelangt, an dem höhere Zinsen für die Aktienmärkte wieder eine zu hohe Hürde darstellen. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, US-Aktien kurzfristig taktisch unterzugewichten, um den wahrscheinlichen Herausforderungen für Aktien in den kommenden Wochen Rechnung zu tragen.
Dies ist ein kurzfristiger Schritt, der unsere Erwartungen für Aktien in den kommenden Wochen widerspiegelt. Da wir jedoch weiterhin davon ausgehen, dass die US-Notenbank im Juli die Zinsen senkt und die Wirtschaft nicht in eine Rezession schlittern wird, bleiben wir strukturell positiv für die Aktienmärkte eingestellt. Aus diesem Grund haben wir unsere neutrale Aktienquote in unserer jährlich angepassten Strategischen Asset Allokation (SAA) (s. Abb. 2) im April erst erhöht. Wir gehen nicht davon aus, dass die aktuelle Marktschwäche der Beginn eines längeren Bärenmarktes ist und erwarten, dass unsere taktische Einschätzung nur von kurzer Dauer sein wird.
Was heißt das für LIQID Select?
Die taktische Untergewichtung haben wir in den LIQID-Select-Portfolios bereits umgesetzt. Um Transaktionskosten gering zu halten und kurzfristig reagieren zu können, haben wir dabei lediglich einen ETF für US-Aktien anteilig verkauft und halten die freigewordene Liquidität in einem Geldmarkt-ETF vor.