Private Equity: Wie reagiert die Anlageklasse auf Trumps Zölle?
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Der Start ins neue Jahr und damit auch in die zweite Amtszeit von US-Präsident Donald Trump fiel so turbulent aus, wie es von vielen Beobachtern bereits zuvor erwartet worden war. Wirtschaftspolitisch stand besonders ein Thema im Zentrum der Aufmerksamkeit: Zölle. Die potenziellen Auswirkungen, die eine protektionistische Zollpolitik der USA auf die amerikanische und die globale Wirtschaft haben könnte, sind immens. Das ließ sich auch an den starken Reaktionen der Aktienmärkte ablesen. Doch welchen Einfluss könnten die Zölle abseits der Börsen haben, vor allem im Bereich Private Equity? Das erklären wir in diesem Beitrag.
Protektionistische Handelspolitik: Neue Zölle belasten den Markt
Wer dachte, Zölle seien ein Relikt vergangener Tage, der wurde von Donald Trump eines Besseren belehrt. Zum 1. Februar 2025, also nur wenige Tage nach Amtsantritt, verhängte Trumps Regierung einen Zusatzzoll von 25 Prozent auf alle Importe aus Mexiko und Kanada – mit Ausnahme von Energieimporten. Diese Maßnahmen wurden zwar kurz darauf nach Gesprächen zwischen den Regierungschefs ausgesetzt, sollen jedoch im März erneut geprüft werden. Parallel dazu trat am 4. Februar ein Zollsatz von 10 Prozent auf Importe aus China in Kraft. China konterte mit Gegenzöllen auf US-Waren.
Diese Schritte führen bereits jetzt zu Spannungen im internationalen Handel und setzen die Lieferketten vieler Unternehmen unter Druck. Darüber hinaus drohen die Zollmaßnahmen, die Inflation in den USA weiter anzufachen, was wiederum die Zinspolitik der US-Notenbank beeinflussen könnte.
Private Equity: Stabilität durch Branchenfokus?
An den Aktienmärkten reagierten insbesondere die Kurse von Industrie- und Rohstoffunternehmen mit erhöhter Volatilität auf die neuen Handelsbarrieren. In der Regel sind diese Sektoren stark auf den internationalen Handel angewiesen und wären entsprechend Leidtragende schärferer Zölle. Glück im Unglück für Private-Equity-Investoren: Klassischerweise konzentrieren sich Private-Equity-Manager auf Finanzdienstleister und Unternehmen aus den Bereichen Informationstechnologie (IT) oder dem Gesundheitswesen und spüren die Auswirkungen somit deutlich geringer.
Nach Analysen unseres Partners Neuberger Berman machen die Sektoren IT und Gesundheitswesen rund 43 Prozent der Portfolios von Private-Equity-Fonds aus. Die vergleichsweise geringe Abhängigkeit von rohstoffintensiven Industrien und die Konzentration auf innovationsgetriebene Bereiche könnten die Private-Equity-Branche daher zumindest teilweise gegen die negativen Folgen der Zölle abschirmen. Schwankungen bei Importkosten und Lieferkettenprobleme treffen Private-Equity-Portfolios in der Regel weniger stark als diversifizierte Aktienfonds, die Unternehmen mit höherer Importabhängigkeit beinhalten.
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Chancen für den Mittelstand: Gewinner der Neuordnung
Mittelständische Unternehmen, die sich oft in Private-Equity-Portfolios wiederfinden, könnten teilweise sogar von der neuen Zollpolitik profitieren. In den USA, dem Hauptmarkt für Private Equity, konzentrieren sich viele dieser Firmen auf den US-Binnenmarkt und beziehen ihre Rohstoffe und Vorprodukte bereits verstärkt aus heimischen Quellen. Unternehmen, die nur geringfügig von Importen aus Mexiko, Kanada oder China abhängig sind, dürften weniger unter den Handelsbarrieren leiden. Vielmehr könnten sie sogar Marktanteile gewinnen, wenn importabhängige Konkurrenten höhere Kosten weitergeben müssen. Zusätzlich bietet die Substitution ausländischer Zulieferer durch inländische Produzenten Potenzial für Wachstum.
Private Equity befindet sich in einer strategisch interessanten Position: Mit rund 1 Billion US-Dollar an verfügbaren Mitteln allein in den USA sind Private-Equity-Manager gut aufgestellt, um in einem dynamischen Marktumfeld attraktive Zukaufgelegenheiten zu nutzen.
Risiken für die Private-Equity-Branche: Inflation und Zinspolitik
Trotz der genannten Chancen bleibt die Lage für US-amerikanische Private-Equity-Investoren nicht ohne Risiko. Steigende Zölle könnten die Inflation weiter anheizen und damit die Kaufkraft der Verbraucher dämpfen. Dies würde die Umsätze vieler Portfoliounternehmen belasten. Sollte die US-Notenbank FED als Reaktion die Zinsen wieder erhöhen oder für längere Zeit auf einem hohen Niveau belassen („higher for longer"), könnte dies zudem die Finanzierungskosten für Private-Equity-Transaktionen verteuern. Dies würde den Druck auf die Private-Equity-Häuser erhöhen und dazu führen, dass sie vermehrt auf alternative Finanzierungsformen wie private Kredite zurückgreifen müssen.
Was bedeutet das für Anleger?
Die kommenden Jahre unter der Trump-Regierung dürften für die Kapitalmärkte eine Phase erhöhter Unsicherheit bedeuten. Anleger an und abseits der Börsen sind gut beraten, ihre Portfolios breit aufzustellen und sektoral sowie regional zu diversifizieren. Private Equity könnte sich dabei als ein stabilisierender Faktor im Portfolio erweisen. Für Anleger könnte eine Beimischung nicht nur als Renditetreiber dienen, sondern auch als Absicherung gegen die allgemeine Marktvolatilität.