Small Caps: Günstige Bewertung und Zinswende könnten Erholungspotenzial bieten
LIQID Smart Letter
April 2024
Das Wichtigste in Kürze:
- Aktien kleiner Unternehmen blieben im Hochzinsumfeld der vergangenen zwei Jahre hinter großen Leitindizes zurück.
- Mögliche Zinssenkungen und ein günstiges Bewertungsniveau könnten für Aufholpotenzial sprechen und Small Caps wieder in den Fokus der Investoren rücken.
- Small-Cap-Aktien haben historisch unter Beweis gestellt, dass sie auch nach Zeiten schwächerer Performance starke Renditen realisieren können.
Die mediale Aufmerksamkeit wird oft von den Schlagzeilen der Technologiegiganten, den sogenannten „Magnificent 7”, dominiert. Dagegen bleiben die Small-Cap-Aktienwerte meist unter dem Radar und sind nur echten Spezialisten ein Begriff. Ungeachtet der anhaltenden Dominanz durch die BigTechs und in Anbetracht einer zunehmenden Konzentration in den breiten Indizes, könnte sich auch wieder ein Blick auf die kleineren Unternehmen an der Börse lohnen, wie auch ein historischer Vergleich untermauert.
Was sind Small-Cap-Aktien?
Die Allstars an der Börse, also Unternehmen wie Allianz, Apple und McDonalds zählen zu den klassischen Large Caps, auch „Blue Chips”, und verfügen üblicherweise über eine Marktkapitalisierung von mehr als zehn Milliarden Euro. Dagegen umfassen Small-Cap-Aktien Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung zwischen 300 Millionen und 2 Milliarden Euro. Dabei ist wichtig zu beachten, dass diese Grenzwerte nicht starr sind und sich im Laufe der Zeit sowie je nach Markt variieren können. An der Börse werden Small Caps oft auch als Nebenwerte bezeichnet, zu denen in der Regel kleine Unternehmen mit größerem Wachstumspotenzial zählen. Zu den bekannten Small-Cap-Indizes gehören unter anderem die aus den USA stammenden Russell 2000 und S&P Small Cap 600, der aus entwickelten Ländern zusammengestellte MSCI World Small Cap, der europäische MSCI Europe Small Cap und der deutsche SDAX.
Historische Performance und niedrige Bewertung könnten für Aufholpotenzial sprechen
Derzeit erreichen die großen Indizes wie der S&P 500 regelmäßig neue Höchststände. Zuletzt notierte der größte US-amerikanische Leitindex bei 5.263 Punkten und knackte seine erst kürzlich gesetzte Rekordmarke. Die Börsenrally seit Ende Oktober 2023 wird dabei überwiegend von einigen wenigen großen Aktien, wie den Magnificent 7, angetrieben – ein Trend, der auch um die Jahrtausendwende herum zu beobachten war. Diese Aktien werden inzwischen mit einem hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bewertet und es stellt sich die Frage, wie viel weiteres Potenzial nach oben es für sie in den nächsten Monaten noch gibt.
Eine ähnliche Situation zeigte sich im Jahr 1998: Während Nebenwerte zunächst eine deutliche Underperformance gegenüber größeren Werten zeigten, folgte im Jahr 1999 eine bemerkenswerte Erholung der Small Caps. Auch nach dem Platzen der Dotcom-Blase konnten sie den US-Index in den frühen 2000ern signifikant übertreffen (s. Abb. 1).
Könnte nun eine ähnliche Erholung der Small Caps bevorstehen? Angesichts einer historisch niedrigen Bewertungen im Vergleich zu den Large Caps erscheint eine solche durchaus möglich. Während Werte wie NVIDIA, Uber oder Eli Lilly inzwischen KGVs von 74, 89 und 136 erreicht haben, sehen wir bei Small Caps fundamental weiterhin ein günstigeres Niveau (s. Abb. 2). Gleichzeitig zeigen viele kleinere Unternehmen, gerade aus dem Bereich Technologie, eine kontinuierlich starke operative Performance. So berichtete das Unternehmen Super Micro Computer, eine der größten Positionen im Russell 2000, zuletzt einmal mehr starke Quartalsergebnisse. Eine entscheidende Rolle für die weitere Entwicklung der Small Caps dürfte jedoch die weitere Geldpolitik spielen.
Notenbanken könnten die Richtung der Small Caps bestimmen
Trotz guter operativer Ergebnisse zahlreicher Kleinunternehmen wurden Small-Cap-Aktien überproportional vom starken Zinsanstieg in 2022 getroffen. Zahlreiche junge Tech- und Life-Science-Unternehmen operieren noch nicht profitabel und die Profitabilitätschwelle verlagerte sich durch die Anhebung der Zinsen weiter in die Zukunft. Zudem sinkt durch die Zinsanhebung der Barwert der Gewinne. Anfang letzten Jahres erlebten sie trotz negativer Investorenstimmung und hartnäckiger Inflation einen positiven Start. Ihre Dynamik wurde jedoch durch die Krise der US-Regionalbanken abrupt gestoppt. Dennoch konnte der MSCI World Small Cap Index 2023 eine respektable Gesamtrendite von 12,7 Prozent erwirtschaften, verglichen mit den 21,9 Prozent des MSCI World Large Cap Index.
Die Aussicht auf eine nun anstehende Zinswende weckt Hoffnungen auf eine bevorstehende Rally der Small-Cap-Aktien. Zwar könnte eine mögliche Rezession die Erholung verzögern, doch Marktbeobachter gehen aktuell nicht von einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise aus. Stattdessen wird eine weiche Landung erwartet, was die Grundlage für den Aufschwung der Small Caps bilden könnte. Mit sinkenden Zinsen und einem sich verbessernden makroökonomischen Ausblick, könnte die Risikobereitschaft vor allem bei institutionellen Investoren wieder zunehmen und zu Zuflüssen in Small-Cap-Aktien führen.
Was bedeutet das für die Märkte?
Mit dem Ende der aggressiven Straffungen der Zentralbanken und den erwarteten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank und der US-Notenbank FED Ende des zweiten Quartals könnten die Small-Cap-Aktien wieder an Dynamik gewinnen. Die Bewertungsniveaus der kleinen Unternehmen sind historisch günstig. Spätestens bei der ersten Zinssenkung dürften Small-Cap-Aktien wieder vermehrt in das Blickfeld der Investoren rücken.