Take Privates: Erfolg abseits des Rampenlichts
LIQID Smart Letter
Juni 2024
Das Wichtigste in Kürze:
- Der britische Private-Equity-Manager Permira hat angekündigt, das Unternehmen Squarespace zu einer Bewertung von 44 US-Dollar pro Aktie von der Börse nehmen zu wollen.
- Immer mehr Unternehmen beschließen, sich von der Börse zurückzuziehen und sich in Privatbesitz zu begeben – Private Equity bietet Unternehmen eine hervorragende Lösung für diesen Schritt.
- Die Transaktion unterstreicht die Attraktivität der Anlageklasse für ein langfristig orientiertes Portfolio.
Am 13. Mai 2024 gab das amerikanische Technologieunternehmen Squarespace bekannt, dass es mithilfe des britischen Private-Equity-Managers Permira den Rückzug von der Börse wagt. Um diesen Schritt zu ermöglichen, ist Permira bereit, 6,9 Milliarden US-Dollar zu investieren und so alle börsennotierten Aktien des Unternehmens zu übernehmen. Dies ist nicht die erste große Private-Equity-Transaktion, bei der ein Unternehmen von der Börse genommen und wieder in Privatbesitz überführt wird. Wir möchten erklären, warum Unternehmen den Schritt weg von der Börse wagen, was die Details und die Idee hinter der Squarespace-Transaktion sind und was all dies für die Anlageklasse Private Equity bedeutet.
Was versteht man unter Take Privates?
Take Privates, auch Public-to-Private-Transaktionen genannt, bezeichnet den Erwerb eines börsennotierten Unternehmens durch private Investoren mit dem Ziel, das Unternehmen von der Börse zu nehmen. Bei den Investoren handelt es sich häufig um große Private-Equity-Fonds, die vom Potenzial des Unternehmens überzeugt sind. Take Privates können für beide Seiten eine Reihe von Vorteilen bieten.
Börsennotierte Unternehmen stehen unter einem gewissen Berichtsdruck. Die Aufsicht verlangt in der Regel einen ausführlichen Quartalsbericht, zusätzlich zu den aufwendigen Ad-hoc-Berichten und Jahresabschlüssen. Dieser Druck ist auch mit finanziellem Aufwand verbunden. Darüber hinaus können Unternehmen nach einer erfolgreichen Public-to-Private-Transaktion von der Erfahrung und dem Netzwerk der einsteigenden Private-Equity-Manager profitieren.
Das klare Ziel der Private-Equity-Gesellschaften, die bei diesen Transaktionen häufig als Käufer auftreten, ist es, den Unternehmenswert durch aktive Wertsteigerungsmaßnahmen zu erhöhen. Bei Take Privates sind die Private-Equity-Manager davon überzeugt, dass entweder der Markt das Unternehmen unterbewertet hat oder dass das Unternehmen über Potenziale verfügt, die im öffentlichen Besitz nicht gehoben werden können.
Ein bemerkenswertes Beispiel für eine Take-Private-Transaktion ist die Übernahme von Dell. Im Jahr 2013 schloss sich Michael Dell, der Gründer von Dell, mit der Private-Equity-Firma Silver Lake Partners zusammen, um das Unternehmen in einem Deal im Wert von rund 24,4 Milliarden US-Dollar zu privatisieren. Ziel war es, den Schwerpunkt von Dell von PCs mit niedrigen Margen auf profitablere Bereiche wie Unternehmenslösungen und Cloud Computing zu verlagern, ohne dem direkten Druck öffentlicher Anteilseigner ausgesetzt zu sein.
Michael Dell an der New York Stock Exchange
Die Privatisierung ermöglichte es Dell, in Forschung und Entwicklung sowie in neue Technologien zu investieren, was für die Wettbewerbsfähigkeit in einer sich rasch wandelnden Technologielandschaft unerlässlich ist. Die strategische Flexibilität ermöglichte auch Schritte wie etwa die Übernahme von EMC durch Dell im Jahr 2016 für 67 Milliarden US-Dollar. Der Take-Private-Deal schuf somit die notwendigen Rahmenbedingungen, damit Dell sein Geschäftsmodell effektiv transformieren konnte, was schließlich 2018 zur Rückkehr an die Börse führte. Ein großer Profiteur der Transaktion: der Private-Equity-Manager Silver Lake Partners, der den Take Private finanziert hat.
Was ist der Plan von Permira und Squarespace?
Permira hat jetzt also angekündigt, Squarespace zu einem Gesamtpreis von 6,9 Milliarden US-Dollar von der Börse zu nehmen. Der Deal bewertet die Squarespace-Aktie mit 44 US-Dollar pro Aktie, was einem Aufschlag von 29 Prozent auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der letzten 90 Tage und einem Aufschlag von 15 Prozent auf den Schlusskurs vom 10. Mai 2024 entspricht. Permira muss also davon überzeugt sein, dass Squarespace über ungenutztes Potenzial verfügt, das der Private-Equity-Manager heben kann.
Squarespace ist eine All-in-One-Plattform für die Erstellung von Websites und Online-Shops. Sie bietet Tools für Webdesign, E-Commerce, Domainregistrierung und Hosting. Squarespace richtet sich an ein breites Spektrum von Kunden, von Einzelpersonen bis hin zu kleinen und mittleren Unternehmen, und bietet benutzerfreundliche und anpassbare Vorlagen für die Erstellung professioneller Online-Präsenzen ohne umfangreiche technische Kenntnisse vorauszusetzen.
Der Hauptsitz von Squarespace in New York City
Permira ist eine 1985 gegründete globale Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in London, Großbritannien. Permira konzentriert sich auf Investitionen in den Bereichen Technologie, Konsumgüter, Gesundheit und Dienstleistungen. Permira hat in der Vergangenheit bewiesen, dass es seine Expertise nutzen kann, um Unternehmen zu skalieren, Technologieprodukte zu verbessern und Wachstum aktiv voranzutreiben. Squarespace ist nicht das erste Unternehmen, mit dem Permira im Bereich Technologie und Software zusammenarbeitet. In der Vergangenheit investierte Permira beispielsweise in das FinTech Klarna oder in das CRM-Unternehmen Zendesk.
Permira beabsichtigt nun, diese Expertise in der Skalierung von Technologieunternehmen zu nutzen, um das Angebot von Squarespace zu erweitern und die globale Reichweite von Squarespace weiter auszubauen. Das Ziel für den Manager: Squarespace in einigen Jahren gewinnbringend zu veräußern. Eventuell wie 2018 bei Dell durch einen erneuten Börsengang, oder aber durch die Veräußerung an einen anderen strategischen Investor.
Was bedeutet all dies für Private Equity?
Private Equity ermöglicht Investoren den Zugang zu Beteiligungen abseits der Börsen. Immer mehr Unternehmen haben sich in den letzten Jahren, wie Squarespace, dafür entschieden, das Rampenlicht der Börsen zu verlassen und in private Hände zu gehen.
Das zeigt auch ein Blick auf die Zahl der börsennotierten Unternehmen. Diese ist in Europa seit 2007 um gut 25 Prozent zurückgegangen, in den USA seit 1996 sogar um rund 43 Prozent.
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