Welche Strategien verfolgen Private-Equity-Fonds?

Von Buyout bis Distressed: Wir werfen einen Blick auf die unterschiedlichen Anlagestrategien von Private-Equity-Fonds.
1.9.2023
5 Minuten
Sebastian Knüchel

Das Ziel eines jeden Private-Equity-Fonds ist es, Unternehmensbeteiligungen zu erwerben, sie weiterzuentwickeln und letztlich gewinnbringend zu veräußern. Dabei spezialisieren sich Private-Equity-Manager auf unterschiedliche Arten von Zielunternehmen.

Quelle: LIQID
Warum das relevant ist: Alle Private-Equity-Fonds sind auf die Wertsteigerung ihrer Beteiligungen fokussiert. Die mit der jeweiligen Strategie verbundenen Potenziale und deren spezifische unternehmerische Risiken unterscheiden sich dabei aber deutlich.

Die wichtigsten Private-Equity-Strategien im Überblick

Growth: Growth-Fonds investieren in mittelgroße Unternehmen mit bereits signifikanten Umsätzen, hohem Umsatzwachstum und negativem bis geringem freien Cashflow. Die Zielunternehmen haben meist ein starkes Produkt und gute Marktaussichten, benötigen aber Unterstützung bei der Finanzierung von Wachstum, Marketing und weiteren Aspekten.

Buyout: Buyout-Fonds übernehmen Mehrheitsbeteiligungen an großen, etablierten Unternehmen mit dem Ziel, durch strukturelle und operative Verbesserungen einen Mehrwert zu schaffen. Ein üblicher Hebel bei Buyout-Transaktionen ist die Finanzierungsstruktur, die in der Regel einen Teil an Fremdkapital beinhaltet. Deshalb werden Buyouts oft auch „Leveraged Buyouts“ genannt. Zu den Zielunternehmen gehören Unternehmen mit stabilen Cashflows, gutem Management, aber ungehobenem Potential.

Distressed / Turnaround: Distressed- oder Turnaround-Fonds erwerben verlustbringende oder anderweitig in Schwierigkeiten geratene Unternehmen mit dem Ziel, sie zu sanieren und zurück in die Profitabilität zu führen.

Secondary: Secondary-Fonds erwerben bestehende Beteiligungen an anderen Private-Equity-Fonds von Investoren, die sich vor Laufzeitende, zum Beispiel aufgrund von Liquiditätsbedarf oder Anlagegrenzverletzungen, von ihren Fondsanteilen trennen möchten. Beteiligungen werden typischerweise mit einem Abschlag auf den Nettoinventarwert verkauft. Häufig ist das erworbene Portfolio vergleichsweise ausgereift. Unternehmensverkäufe erfolgen deshalb schneller als bei den anderen Strategien, die auch Primary-Strategien genannt werden. Auch Ausschüttungen an Anleger erfolgen bei Secondary-Fonds entsprechend früher.

Quelle: Preqin, Stand: Juli 2024.

Unter den vier Strategien ist Buyout die verbreitetste und die kapitalintensivste, weshalb sie auch das größte Transaktionsvolumen auf sich vereint. Die größte bisher in Deutschland verzeichnete Buyout-Transaktion war der Erwerb der Aufzugssparte von Thyssenkrupp durch ein Private-Equity-Konsortium unter Führung von Advent International und Cinven, welche das Unternehmen im Jahr 2020 mit 18,7 Milliarden US-Dollar bewertete.

Im Jahr 2023 sammelten Buyout-Fonds insgesamt 493 Milliarden US-Dollar Kapital ein, verglichen mit 120 Milliarden US-Dollar für Growth-Fonds und 95 Milliarden US-Dollar für Secondary-Fonds.

Sebastian Knüchel

Investment Associate, Asset Management, LIQID

Sebastian ist Investment Associate im Asset-Management-Team bei LIQID. Neben seiner Tätigkeit in der Produktentwicklung sowie der internen und externen Kommunikation, verfasst er Artikel rund um das Thema Private Markets.

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