Kapitalzusagen und -abrufe bei Private-Equity-Dachfonds

Wer in Private Equity oder generell in die Private Markets investieren möchte, der muss sich auf eine gewisse Umgewöhnung einstellen. Das wird gerade dann deutlich, wenn es um das Thema Kapitalflüsse geht.
1.9.2023
5 Minuten
Sebastian Knüchel

Von Aktieninvestments kennen Sie es womöglich so: Sie platzieren beim Broker Ihrer Wahl, Ihrem Vermögensverwalter oder Finanzberater einen Auftrag zum Kauf. Die entsprechende Summe wird eingezahlt und daraufhin vollständig investiert.

Von der Kapitalzusage zum Kapitalabruf

Bei einem Private-Equity-Dachfonds sieht das anders aus: Der anzulegende Betrag wird hier nicht auf einmal abgerufen. Stattdessen trifft der Anleger eine Kapitalzusage. Der Anleger sagt verbindlich eine feste Investmentsumme zu, die er dem Fondsmanager zur Verfügung stellen wird. Diese Summe, nicht mehr, kann der Fondsmanager dann im Laufe der Investitionsperiode abrufen. In der Regel geschehen diese Kapitalabrufe in mehreren Chargen.

Private-Equity-Fonds nutzen das von den Anlegern zugesagte Kapital, um zu Beginn der Fondslaufzeit Portfoliounternehmen zu erwerben und laufende Kosten zu decken, die mit dem Betrieb des Fonds verbunden sind. Entsprechend konzentrieren sich die Kapitalabrufe auf die ersten fünf Jahre der Fondslaufzeit. 

Erste Ausschüttungen nach fünf Jahren

Bereits während dieser Zeit erfolgen erste Ausschüttungen im Fonds: Einige Unternehmen zahlen eine Dividende oder der Fonds profitiert von frühen Möglichkeiten zum (Teil-)Verkauf. Statt das eingesammelte Kapital aber an den Investor zurückzuzahlen, findet häufig ein sogenanntes Recycling statt, bei dem Ausschüttungen im Fonds einbehalten werden, um weitere Investitionen zu tätigen. Um den Effekt genauer zu beleuchten, haben wir die historische Investitionsaktivität von zehn Managern aus dem Portfolio von LIQID Private Equity PRO unter die Lupe genommen. 

Im Zeitraum von 1989 bis 2012 haben diese 50 Fonds jeweils 100 Prozent ihres Fondsvolumens investiert. Es wurden dabei aber nur 96 Prozent der Kapitalzusagen abgerufen. Die Differenz lässt sich durch das beschriebene Recycling erklären.

Recycling verringert Kapitalabrufe

Bei Dachfonds wie LIQID Private Equity PRO ist dieser Effekt noch ausgeprägter, weil in mehrere Fonds und Sekundärmarktfonds investiert wird, die sich in verschiedenen Stadien des Investitionszyklus befinden. Ausschüttungen aus einem Fonds, der früher gezeichnet wurde, können somit genutzt werden, um Kapitalabrufe in anderen, später gezeichneten Fonds zu bedienen.

Aus diesem Grund verfolgen wir eine moderate „Overcommitment-Strategie“. Das bedeutet, dass wir unseren Zielfonds etwas mehr Kapital zusagen, da wir davon ausgehen, dass wir mit Rückflüssen aus bereits in einem späteren Stadium befindlichen Fonds neue Abrufe bedienen können.

Wie sieht das Ganze aus der Anlegerperspektive aus?

Die folgende Darstellung zeigt die beispielhaften Kapitalflüsse einer Investition in einen Private-Equity-Dachfonds im Zeitverlauf.

Quelle: LIQID.

Über etwa fünf Jahre wird das gezeichnete Kapital nach und nach abgerufen. Die genauen Zeitpunkte der Abrufe sind dabei im Vorhinein unklar. Aufgrund von frühen Ausschüttungen erreicht der Fonds seine höchste Kapitalbindung bereits in Jahr 4. Diese beträgt in der Prognose etwa 80 bis 90 Prozent der Zeichnungssumme. Die ersten Ausschüttungen der Zielfonds wurden dabei im Dachfonds für weitere Kapitalabrufe genutzt.

Höhere Renditeerwartung durch Kapitalbindung

Da die Kapitalbindung eines Private-Equity-Dachfonds also bereits nach dem vierten Jahr anfangen kann zu sinken, kann es sich für Anleger lohnen, mehrere konsekutive Fondsgenerationen zu zeichnen. 

Anleger erzielen durch die Zeichnung von mehreren konsekutiven Fondsgenerationen eine längere Kapitalbindung in der Anlageklasse und profitieren dadurch mehr von der hohen Renditeerwartung. Gleichzeitig können so durch Rückflüsse aus der zuerst gezeichneten Fondsgeneration Abrufe der nächsten bedient werden.

Wie LIQID Kapitalflüsse für Sie managt

Professionelle Anleger bedienen ihre Kapitalabrufe zudem oft aus liquideren Anlagen, wie etwa einem LIQID Kapitalmarkt Portfolio. Dadurch kann sichergestellt werden, dass nicht abgerufenes Zeichnungskapital durchgehend investiert ist. Anleger erreichen damit eine durchgehende Kapitalbindung von 100 Prozent über den gesamten Anlagehorizont. Kapitalabrufe können außerdem direkt vom liquiden Portfolio getätigt werden. 

Und auch Rückflüsse aus den Private-Markets-Anlagen können direkt wieder im liquiden Teil des Portfolios angelegt werden. Die Kombination aus einem oder mehreren Private-Markets-Anlagen und einem liquiden Portfolio bietet außerdem die Möglichkeit, sich über wenige Jahre hinweg ein selbstfinanzierendes Portfolio aufzubauen, bei welchem Rückflüsse aus früheren Jahren Kapitalabrufe neuerer Fonds decken können.

Sebastian Knüchel

Investment Associate, Asset Management, LIQID

Sebastian ist Investment Associate im Asset-Management-Team bei LIQID. Neben seiner Tätigkeit in der Produktentwicklung sowie der internen und externen Kommunikation, verfasst er Artikel rund um das Thema Private Markets.

Inhaltsverzeichnis