Welche Renditen lassen sich im Wealth Management erzielen?

Was Sie von einer professionellen Anlagestrategie erwarten können – und worauf es wirklich ankommt.
1.9.2023
4 Minuten
Dr. Martin Meuter

Für die meisten Anleger, die einen realen Vermögenszuwachs, also nach Abzug der Inflationsrate, erzielen möchten, ist eine Anlage am Kapitalmarkt – zum Beispiel über einen bankenunabhängigen Wealth Manager – die beste Option. Vielen Anlegern fehlt jedoch das Gefühl dafür, welche Renditen sie erwarten können bzw. welche Faktoren bei der Beurteilung des Anlageerfolgs relevant sind.

Warum das relevant ist: Vor einer Entscheidung für oder gegen eine Anlage am Kapitalmarkt sollten Anleger eine realistische Vorstellung davon haben, mit welchen Wertentwicklungen und -schwankungen sie rechnen können.

Um den Erfolg von Kapitalmarktinvestitionen zu messen, wird in den Medien häufig auf die historische Entwicklung großer Börsenindizes wie dem Deutschen Aktienindex DAX zurückgegriffen. Professionelle Vermögensverwalter hingegen verteilen die Anlagen ihrer Kunden auf mehrere Anlageklassen. Diese „Portfoliodiversifikation" ist essentiell, um unnötige Risiken zu vermeiden und Portfolios so zu konstruieren, dass sie den Bedürfnissen und Risikopräferenzen der Anleger entsprechen. Da verschiedene Anlageklassen im Durchschnitt unterschiedlich hohe Renditen erwirtschaften, ergeben sich daraus auch abweichende Portfoliorenditen – je nachdem, wie die Anlage diversifiziert ist.

Nützliche Vergleichsangebote

Eine adäquatere Bewertung historischer Renditen liefern z. B. die Analysen von Bewertungs­instituten wie der firstfive AG, die die Performance von unabhängigen Vermögensverwaltern und Privatbanken untersuchen. firstfive erstellt diese Untersuchung für vier verschiedene Risikoklassen. In welche Kategorie das Modellportfolio eines Vermögensverwalters fällt, hängt dabei von dem Anteil der risikoreichen Instrumente (also insbesondere Aktien) ab.

Abbildung: Wertentwicklung nach Kosten jeweils seit Auflage bis 29. Februar 2024

Die Abbildung zeigt die durchschnittliche kumulierte Rendite der letzten 6 Jahre für 4 verschiedene Risikoklassen für den Marktdurchschnitt der Vermögensverwalter im Vergleich zur Performance der entsprechenden LIQID-Portfolios. Ein Vergleich über Risikoklassen hinweg verdeutlicht das grundsätzliche Verhältnis von Risiko und Renditen. Während sich in der konservativen Risikoklasse die kumulierte Rendite im Schnitt auf ca. 1,3 Prozent p. a. beläuft, wurde in der dynamischen Risikoklasse ein Zuwachs von ca. 7,1 Prozent p. a. erzielt. Allerdings war eine Anlage in der dynamischen Risikoklasse im Zeitablauf auch wesentlich volatiler und die vorübergehenden Verluste waren signifikant größer.

Leistungsgefälle im Vergleich

Ebenfalls untersucht wurde von firstfive die Bandbreite der Renditen von sehr guten bis zu mangelhaften Vermögensverwaltern (VV) je Risikoklasse. Die Ergebnisse zeigen, dass auch innerhalb einer Risikoklasse die Performance der VV stark variiert. In der dynamischen Risikoklasse reicht zum Beispiel die kumulierte Rendite über den 5-Jahres-Zeitraum in der Spitze von -30 Prozent (mangelhafte VV) bis ca. +110 Prozent (sehr gute VV). 

Diesen grundsätzlichen Zusammenhängen sollten sich Investoren bei der Auswahl einer Anlagestrategie bewusst sein. Neben der absoluten Rendite sollte demnach stets auch das zugrunde liegende Risiko der Strategie berücksichtigt werden, welches die Wertschwankungen der Anlage im Zeitverlust misst. Ob eine Strategie den eigenen Bedürfnissen entspricht, hängt also maßgeblich auch vom Anlagehorizont und den eigenen Risikopräferenzen ab. 

Gut zu wissen: Mit durchschnittlichen Renditen von 3,6 Prozent bis 7,9 Prozent p. a. lag LIQID mit seinen Modellportfolios übrigens in jeder Risikoklasse über dem Marktdurchschnitt der Vermögensverwalter. 

Historische Wertentwicklungen und Prognosen sind zwar kein verlässlicher Indikator dafür, wie sich eine Anlage in Zukunft entwickelt. Sie können aber einen guten Eindruck darüber vermitteln, wie sich Rendite und Risiko zueinander verhalten und womit Anleger rechnen können. Wer langfristig auf einen Wertzuwachs von 10 Prozent und mehr pro Jahr hofft, bei Kurseinbrüchen aber um sein Vermögen bangt, wird kaum eine passende Anlageform finden. Mit einem diversifizierten und professionell gesteuerten Portfolio lassen sich dagegen Wertschwankungen reduzieren und langfristig Wertzuwächse von 6 bis 8 Prozent nach Kosten erzielen. Das klingt auf den ersten Blick nicht viel, kann aber nach 10 Jahren bereits zu einer Verdopplung des Vermögens führen.

Die zu erwartende Rendite hängt vom Risikoprofil und vom Anlagehorizont ab. Wer langfristig denkt und durch zwischenzeitliche Wertschwankungen nicht nervös wird, kann zum größeren Teil in schwankungsreichere Anlagen wie Aktien investieren, die langfristig eine höhere Ertragserwartung haben. Wichtig ist, sich vor der Anlage darüber klar zu sein, wie sich unterschiedliche Anlagen typischerweise verhalten.

Quellen: firstfive AG, BCG Global Asset Management Report 2022

Dr. Martin Meuter

Head of Portfolio Management, LIQID

Als Head of Portfolio Management verantwortet Martin zusammen mit dem Asset-Management-Team von LIQID und den Experten der LGT Bank die strategische Allokation und Steuerung unserer Anlagestrategien im Wealth Management. Martin ist insbesondere für quantitative Kapitalmarktanalysen zuständig und hält unsere Kunden außerdem über die Entwicklung ihrer Portfolios informiert.

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