Märkte

Leitzinsen und ihre Auswirkungen auf die Märkte

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Leitzins ist ein zentrales Steuerungsinstrument der Geldpolitik und spielt eine entscheidende Rolle für die Stabilität von Inflation, Wirtschaftswachstum und Währungskursen. 
  • Zinsentscheide der Zentralbanken haben weitreichende Auswirkungen auf die Wirtschaft und beeinflussen Kreditvergabe, Vermögenswerte und Währungen.
  • Für Anleger sollten ihre Portfolios breit diversifizieren, da verschiedene Anlageklassen unterschiedlich auf Zinsänderungen reagieren.

Leitzinsen sind ein zentrales Instrument der Geldpolitik und beeinflussen die Finanzmärkte und die gesamte Wirtschaft. Ob Zinssenkung oder -erhöhung – die Entscheidungen der Zentralbanken wie der US-Notenbank FED oder der Europäischen Zentralbank (EZB) haben weitreichende Folgen, die auch Privatanleger betreffen. In diesem Artikel erklären wir, wie Leitzinsen wirken und welche Rolle sie bei der Anlagestrategie spielen sollten.

Der September im Zeichen von Zinssenkungen

Am 18. September 2024 senkte die FED den amerikanischen Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent. Dies war die erste Zinssenkung seit der Corona-Pandemie. Die Märkte reagierten positiv, was sich in einem Anstieg des Dow Jones und dem S&P 500 auf neue Rekordhochs widerspiegelte.

Kurz darauf, nur eine Woche später, kündigte die chinesische Zentralbank Maßnahmen zur Lockerung ihrer Geldpolitik an, um die schwächelnde Wirtschaft zu stützen. Neben Zinssenkungen wurde auch die Stabilisierung des Immobilienmarktes durch Änderungen der Hypothenkenpolitik in den Fokus gerückt. Diese Entscheidungen lösten eine beeindruckende Rally am chinesischen Aktienmarkt aus, wobei der Hang Seng Index innerhalb einer Woche um 15,8 Prozent für Euro-Anleger zulegte. Doch wie genau entfalten Zinssenkungen ihre Wirkung auf die Märkte und Wirtschaft?

Der Transmissionsmechanismus von Zinssenkungen und -erhöhungen

Zinsentscheide wirken sich nicht unmittelbar auf die Wirtschaft aus, sondern werden über mehrere Kanäle an Unternehmen, Haushalte und Finanzmärkte weitergegeben. Diesen Übertragungsprozess nennt man „Transmissionsmechanismus”. Beispielsweise kann eine Zinssenkung dazu führen, dass Banken günstigere Kredite anbieten, was Investitionen von Unternehmen und Privatpersonen und den allgemeinen Konsum ankurbeln kann. Dieser Mechanismus spielt eine wichtige Rolle, um die gewünschten wirtschaftlichen Effekte zu erzielen.

Wirkungskanäle von Zinssenkungen:

  • Kredit: Zinssenkungen führen zu günstigeren Kreditkonditionen für Unternehmen und Privatpersonen. Dies führt zu höheren Investitionen und steigendem Konsum.
  • Vermögen: Niedrigere Zinsen können die Preise für Aktien und Immobilien steigen lassen. Dies kann indirekt den Konsum durch den sogenannten „Vermögenseffekt” anregen – wenn Anleger sich „reicher” fühlen, geben sie mehr aus.
  • Wechselkurs: Fallen die Zinsen einer Währung, wird diese vergleichsweise „billiger”. Das unterstützt die Exportwirtschaft eines Landes, da Produkte im Ausland günstiger werden.
  • Erwartungen: Zinssenkungen signalisieren oft, dass die Zentralbank die Konjunktur ankurbeln möchte, was das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern in eine positive wirtschaftliche Entwicklung stärkt.

Wirkungskanäle von Zinserhöhungen:

  • Kredit: Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Investitions- und Konsumbereitschaft bremst.
  • Vermögen: Zinserhöhungen drücken häufig die Aktienkurse, da Unternehmen höhere Finanzierungskosten haben und Verbraucher weniger ausgeben. Immobilienpreise könnten ebenfalls sinken, da Hypotheken teurer werden.
  • Wechselkurs: Höhere Zinsen stärken in der Regel die Landeswährung, was Importe günstiger, Exporte jedoch teurer macht.
  • Erwartungen: Zinserhöhungen signalisieren, dass die Zentralbank Inflation bekämpfen möchte. Oft führt es zu Beunruhigung der Marktteilnehmer.

Auswirkungen auf verschiedene Anlageklassen

Zinssenkungen und -erhöhungen haben direkte Auswirkungen auf verschiedene Anlageklassen:

  • Aktien: Zinssenkungen fördern oft die Aktienmärkte, da Unternehmen günstigere Kredite aufnehmen können und Verbraucher eher konsumieren. Bei Zinserhöhungen sinken hingegen tendenziell die Gewinne der Unternehmen, was Aktienkurse drücken kann.
  • Anleihen: Es besteht ein inverser Zusammenhang zwischen Zinsen und Anleihepreisen. Bei Zinssenkungen steigen die Anleihepreise, während Zinserhöhungen zu sinkenden Anleihekursen führen.
  • Immobilien: Niedrigere Zinsen machen Hypotheken erschwinglicher und kurbeln somit die Nachfrage nach Immobilien an. Umgekehrt dämpfen höhere Zinsen die Immobilienmärkte.
  • Währungen: Zinssenkungen schwächen tendenziell die Währung, was Exporte fördert. Zinserhöhungen stärken die Währung, was die Importe begünstigt, aber Exporte erschwert.

Was bedeutet das für Anleger?

Leitzinsentscheide der Zentralbanken sind ein mächtiges Instrument, das tiefgreifende Auswirkungen auf die Finanzmärkte und die Gesamtwirtschaft hat. Zinssenkungen können das Wirtschaftswachstum ankurbeln, indem sie den Zugang zu günstigeren Krediten erleichtern, während Zinserhöhungen häufig eingesetzt werden, um die Inflation zu bremsen. Für Anleger ist es in solch einem Umfeld entscheidend, ihre Portfolios diversifiziert zu halten, da verschiedene Anlageklassen unterschiedlich auf Zinsänderungen reagieren. Aktien, Anleihen, Immobilien und Währungen zeigen jeweils spezifische Reaktionen auf schwankende Zinssätze, und eine kluge Streuung der Investments kann helfen, Risiken zu minimieren.