Die besten Venture-Manager investieren mehr als Kapital
Venture Capital ist eine sehr aktive Art des Investierens. Dies ist auch nötig, denn die meisten Start-ups scheitern. Selbst in erfolgreichen Fonds entwickelt sich die überwiegende Mehrzahl der Portfoliounternehmen nicht, wie erhofft (siehe auch: Power Law). Erfolgreiche Venture-Manager können sich dementsprechend nicht ausschließlich auf ihre gute Spürnase für vielversprechende Geschäftsmodelle verlassen. Stattdessen sind sie selbst gefragt und müssen aktiv mit ihren Portfoliounternehmen zusammenarbeiten. Nur so lässt sich deren volles Potenzial ausschöpfen.
Aktive Wertschöpfung macht den Unterschied
Grundsätzlich gilt die aktive Wertschöpfung als einer der wichtigsten Gründe für die historischen Überrenditen, die Venture Capital im Vergleich zu anderen Anlageklassen erzielen konnte. Venture-Manager unterstützen ihre Start-Ups während des gesamten Investitionsprozesses, der grob in fünf unterschiedliche Phasen unterteilt wird.
Phase 1: Das Deal Sourcing
Venture-Capital-Manager konkurrieren zunehmend um den Zugang zu den Unternehmen mit dem größten Potenzial und den besten Gründern. Attraktive Unternehmen frühzeitig zu identifizieren und sich selbst als zuverlässigen und langfristigen Partner zu positionieren, ist für Venture-Fonds deshalb entscheidend. Nur so können sie hochwertige Portfolios mit guten Erfolgsaussichten zusammenstellen.
Phase 2: Die Due-Diligence-Prüfung
Sobald ein attraktives Unternehmen gefunden wurde, steht eine sorgfältige Due-Diligence-Prüfung an. Die besten Venture-Manager greifen auf umfangreiche Netzwerke von Experten zurück. Diese unterstützen dabei, das Geschäftskonzept, das Marktumfeld, die Technologie, die Managementteams und andere Aspekte eines potenziellen Portfoliounternehmens zu bewerten. Das macht die Due-Diligence bei jungen, nicht öffentlich gehandelten Unternehmen deutlich anspruchsvoller als bei etablierten, börsengehandelten Unternehmen. Je nach Größe des Venture-Capital-Fonds werden bis zu 400 Unternehmen pro Jahr geprüft, um fünf bis zehn Investitionen zu tätigen.
Phase 3: Das Term Sheet und die Investition
Bevor ein Venture-Capital-Fonds in ein Start-up investiert, werden die Bedingungen hierfür in einem sogenannten Term Sheet und dann in einem umfassenden Vertrag festgehalten. Hierbei gilt es, das richtige Gleichgewicht zwischen den Interessen der Investoren und denen der Gründer bzw. des Managements zu finden. Zusätzlich versuchen die Manager, eine günstige Ausgangsposition für zukünftige Investitionen ihres Fonds herauszuhandeln, sollte sich das Unternehmen gut entwickeln und eine weitere Finanzierung anstreben.
Phase 4: Kontrolle, Unterstützung und Follow-up
Sobald eine Investition abgeschlossen ist, beginnt die eigentliche Arbeit an der Entwicklung eines Start-ups. Die Anzahl der Portfoliounternehmen pro Venture-Capital-Manager variiert. Somit variiert auch die Zeit, die sie in einzelne Portfoliounternehmen investieren können. In den meisten Fällen agieren die Manager zumindest als sehr aktive Beiratsmitglieder. Die besten Fonds unterstützen ihre Beteiligungen darüber hinaus, indem sie als Berater für die Managementteams fungieren, ihnen neue Mitarbeitende vermitteln und sie mit potenziellen Geschäftspartnern vernetzen.
Angesichts der hohen Misserfolgsquote bei sehr jungen Unternehmen konzentrieren sich die erfolgreichsten Manager systematisch auf diejenigen, die in der Frühphase die größten Fortschritte vorweisen können. Bei Later-Stage-Fonds, die sich auf Start-ups konzentrieren, die bereits etwas weiter in ihrer Entwicklung fortgeschritten sind, ist die Dynamik ein wenig anders: Die Portfolios dieser Fonds sind in der Regel kleiner, die Finanzierungsrunden größer und die Misserfolgsquoten wesentlich geringer. Deswegen wenden diese Fonds viel Zeit und Aufmerksamkeit für jede einzelne Investition im Portfolio auf.
Phase 5: Der Ausstieg
In Zusammenarbeit mit anderen Investoren und Spezialisten wie Investmentbanken sind Venture-Capital-Manager meist aktiv an der zeitlichen Planung, der Strukturierung und der Organisation der Ausstiegsprozesse in ihren Portfolios beteiligt.
Unternehmensentwicklung macht Löwenanteil aus
Die relative Bedeutung der einzelnen Phasen des Venture-Investment-Prozesses zeigt eine Untersuchung des Harvard Business Reviews. Demnach verbringen Venture-Capital-Manager etwa 25 Prozent ihrer Zeit mit Tätigkeiten, die einer Investition vorausgehen, 70 Prozent mit der Unterstützung ihrer Portfoliounternehmen und nur fünf Prozent mit Aufgaben im Zusammenhang mit dem Ausstieg.

Die besten Venture-Capital-Manager navigieren erfolgreich durch alle Phasen des Investitionsprozesses und erwirtschaften infolgedessen beträchtliche Renditen für ihre Anleger. Da sich die für den Erfolg erforderlichen Fähigkeiten und Netzwerke im Laufe der Zeit immer weiter verbessern, gelingt ihnen dies meist auch für ihre Folgefonds. Diese Entwicklung widerlegt damit in gewissem Maße die weit verbreitete Auffassung, dass Venture Capital eine von Natur aus risikoreiche und unkalkulierbare Anlageklasse sei.